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Knobelritters Spielearchiv - Planet Unknown

Art des Spiels: Sci Fi-Puzzlespiel
Spieleautoren:  Ryan Lambert &
                Adam Rehberg
Verlag:         Strohmann Games
Jahrgang:       2022
Spielerzahl:    1 bis 6 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 70 Minuten
Preis:          € 62,90

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten       ++

Einleitung

Ich muss euch jetzt ein Geständnis machen: Ich bin ein Anhänger der "Flat Earth"-Theorie. Oh, ich spüre förmlich eure ungläubigen Blicke! Euer geschätzter Rezensent glaubt allen Ernstes daran, dass die Erde eine flache Scheibe sei? Lasst mich euch erklären: Seit meiner Kindheit wird die Erdoberfläche in Brettspielen stets zweidimensional dargestellt, angefangen mit "Weltreise", "Öl für uns alle" oder "Abenteuer Tierreich". Dies lässt sich einzig und allein mit der eingangs erwähnten Theorie erklären. Quod erat demonstrandum!

Jetzt ist noch ein weiterer Beweis aufgetaucht! Auch andere Planeten sind weder kugelförmig, noch haben sie eine geoide Form, sondern sind ebenfalls flach. Im Spiel "Planet Unknown" müssen wir in einer fernen Zukunft als Planetenforscher die Oberfläche des - selbstverständlich "brettlebenen" - Planeten KSB-4156 erkunden und mit Landschaftsplättchen bedecken, um wertvolle Ressourcen zu sammeln.

Spielbeschreibung

Planet KSB-4156 sieht ziemlich arid aus, fast wie ein Wüstenplanet. Nur einige (wasserreiche?) Flüsse durchqueren seine staubtrockene Oberfläche. Höchste Zeit also, etwas Terraforming vorzunehmen, um unsere zukünftige Heimat für uns Menschen bewohnbar zu gestalten.

Dies geschieht mit Hilfe von Plättchen, sogenannte Polyminos, wie sie mittlerweile in ach so vielen Puzzle-Legespielen vorzufinden sind. Die Plättchen sind unterschiedlich groß. Die kleinsten bedecken gerade mal 2 Felder, andere bestehen aus bis zu 5 Feldern. Ungeachtet ihrer Größe befinden sich auf jedem Plättchen zwei unterschiedliche Gebietsarten.

Die Plättchen haben ihren ganz bestimmten Platz in der Raumstation (S.U.S.A.N.), einem Drehteller, der in sechs Sektionen zu je 2 Fächern unterteilt ist. Der jeweils aktive Spieler dreht die Raumstation so, dass ein Sektor seiner Wahl zum Sektormarker seiner Farbe zeigt, wählt eines der beiden zuoberst liegenden Plättchen und legt es - ein paar einfachen, logischen Regeln folgend - auf seiner eigenen Planetentafel an. Anschließend erhält er je eine Ressource für jede der beiden Gebietsarten, indem er die entsprechenden Ressourcenmarker auf seiner Konzerntafel eine Position nach oben schiebt.

Die Mitspieler verfahren genauso, mit dem Unterschied, dass sie keinen Sektor wählen können, sondern nur eines der beiden obersten Plättchen aus dem ihnen zugewandten Sektor nehmen können.

Die Ressourcenmarker schalten durch ihr Vorrücken auf den Leisten nicht nur immer mehr Punkte ("Medaillen") für die Endwertung frei, sondern gewähren auch den einen oder anderen Bonus, wie etwa einen Synergieschub, mit dem man sofort einen beliebigen Ressourcenmarker weiterschieben darf.

Andere Vorteile auf den Ressourcenleisten sind von Gebiet zu Gebiet verschieden. Auf der Bevölkerungsleiste können Bevölkerungsmeilensteine erreicht werden, wodurch man 1 Bevölkerungskarte vom passenden Stapel wählt und - je nach Art - entweder einen Soforteffekt oder Zusatzpunkte bei Spielende erhält. Auf der Biomasseleiste sind auf manchen Feldern Bonusplättchen erhältlich, welche jeweils 1 Feld abdecken, ideal um Lücken zu füllen. Auf der Roverleiste erlauben bestimmte Felder das Einsetzen eines Rovers, die meisten jedoch, beliebige seiner bereits auf dem Planeten befindlichen Rover zu bewegen, hauptsächlich, um lästige Meteoriten aus dem Weg zu räumen oder wertvolle Rettungskapseln einzusammeln.

Die Technologieleiste wiederum schaltet mit der Zeit hilfreiche Technologien frei, um beispielsweise die Legeregeln vorteilhaft zu lockern oder die Reichweite der Rover zu erhöhen. Die Wasserleiste weist deutlich mehr Medaillen auf als die anderen Leisten, dafür gelten aber recht restriktive Legeregeln: Nur wenn das Plättchen mindestens ein Wasserfeld abdeckt, darf tatsächlich der Ressourcenmarker für Wasser bewegt werden. Energie ist eine spezielle Gebietsart, denn für diese gibt es keine eigene Leiste. Stattdessen darf der Marker für ein beliebiges, an das neu geschaffene Energiegebiet grenzendes Gebiet vorgerückt werden.

Die Partie endet, sobald entweder ein Spieler keine Plättchen mehr vorfindet (beide Fächer des ihm zugeteilten Sektors sind leer) oder er keines der Plättchen mehr regelkonform auf seinem Planeten unterbringen kann. In einer Schlusswertung erhält jeder Spieler nun Medaillen für vollständig gefüllte Reihen und Spalten (ohne Meteoriten!) auf seinem Planeten, für seinen Fortschritt auf jeder Ressourcenleiste, für eingesammelte Rettungskapseln (je 1) und Meteoriten (1 Punkt je 3), sowie für bestimmte Bevölkerungskarten. Außerdem erhält er Medaillen für jene Zielkarten zwischen ihm und seinen beiden direkten Nachbarn, deren Bedingungen er entweder gleich gut (Belohnung: 2 Medaillen) oder besser (5 Medaillen) erfüllt. Wer schlussendlich die meisten Medaillen erzielt, hat mit seinem Planeten am besten für eine sichere Zukunft der Menschheit gesorgt.

Fazit

"Planet Unknown" ist eines der vielen Puzzle-Lege-Spiele, welche in letzter Zeit herausgekommen sind. Erneut ist möglichst lückenloses Zusammenpuzzeln der Legeteile gefordert, um Punkte für komplette Reihen und Spalten zu erhalten. Immerhin machen diese Punkte rund die Hälfte aller zu erzielenden Siegpunkte aus.

Wie die Spieler an die Teile gelangen, ist jedoch sehr originell gelöst. Alle Puzzleteile befinden sich fein säuberlich eingeräumt in einem Drehteller. Der aktuelle Startspieler sucht sich einen Sektor aus und wählt eines der beiden sichtbaren, unterschiedlich großen Plättchen. Mit seiner Wahl legt er gleichzeitig die Sektoren fest, aus denen sich seine Mitspieler bedienen dürfen. Allein dies sorgt schon für eine gewisse Interaktion, denn der Startspieler kann damit bestimmen, was die anderen erhalten könnten.

Mit dem Legen der Teile erhalten die Spieler zudem Ressourcen, indem sie auf den entsprechenden Leisten vorrücken. Da die Vorteile sowie die Siegpunkte immer mehr zunehmen, ist es vorteilhaft, sich auf wenige Leisten zu konzentrieren. Jede Ressourcenleiste bietet ihre eigenen Vorteile, von Bonusplättchen über Bevölkerungskarten und Roverbewegungen bis hin zu Technologien. Dies verleiht "Planet Unknown" dann schon eine gewisse strategische Ausrichtung.

Die Spieler sind allerdings nicht nur mit ihrer eigenen Auslage beschäftigt, sondern sollten unbedingt auch die Aktionen ihrer Mitspieler beachten. So ist es etwa günstig, vor seinen Mitspielern Bevölkerungsmeilensteine zu erreichen, um eine größere Auswahl an Bevölkerungskarten vorzufinden, von denen einige deutlich bessere Effekte oder Punkte bringen als andere.

Eine weitere Interaktion entsteht zwangsläufig durch die Ziele. Vor Beginn jeder Partie wird jeweils zwischen zwei Spielern eine Zielkarte offen ausgelegt. Wer von den beiden Spielern die Vorgabe am besten erfüllt, also etwa mehr Rover-Ressourcen am Rand seiner Spielfläche aufweisen kann oder das größere Energie-Gebiet hat, erhält 5 Punkte, bei Gleichstand erhalten beide je 2 Punkte. Auf diese Weise sind für jeden Spieler bis zu 10 Extrapunkte möglich.

Das Spielende kann auf zwei Arten eintreten. Entweder, wenn jemand in seinem zugewiesenen Sektor kein Plättchen mehr vorfindet, was aber eher bloß in größeren Runden (5 oder 6 Spieler) passiert. Oder wenn ein Spieler keines der aktuellen Plättchen mehr auf seinem Planeten unterbringen kann. Dies führt dazu, dass eine Partie oft schneller zu Ende sein kann, als einem recht ist. Wer öfter größere Teile einbaut und/oder durch andere Effekte (beispielsweise entsprechende Bevölkerungskarten) mehr Plättchen legen kann, ist üblicherweise früher voll, was die Mitspieler mitunter stark unter Druck setzt. Ärgerlich und unbefriedigend ist nur, wenn ein Spieler das Spielende durch schlechtes Legen eher versehentlich auslöst und somit die Pläne seiner Mitspieler unabsichtlich durchkreuzt.

Für die erste Partie werden die Standardseite des Planetenplans (Planet KSB-4156) und die Standardseite des Konzernplans ("Universal Coalition") empfohlen. In späteren Partien können dann auch die Rückseiten der Pläne herangezogen werden, welche Spezialplaneten ("Gaia", "Persephone", "Tartarus", etc.) und Spezialkonzerne ("Wormhole Corp.", "Oasis Ultd.", etc.) mit zum Teil stark variierenden Regeln zeigen. Dies sorgt für reichlich Abwechslung, weil sich jede Kombination anders spielt und eine differenzierte Vorgehensweise erfordert.

Noch mehr Varianz bringt das Ereignis-Modul, bei dem Ereigniskarten ins Spiel kommen. Jede Runde wird dann eine Ereigniskarte aufgedeckt, die von allen Spielern ausgeführt werden muss. Die Zusammenstellung des Ereignis-Decks können die Spieler selbst gestalten. Je nachdem, wie viele grüne (meist positive Effekte), orangefarbene und rote (mehr oder weniger negative Effekte) sie wählen, wird eine Partie so leichter oder anspruchsvoller.

Das Ereignis-Modul wird übrigens auch für den Solo-Modus benötigt. In dieser Variante versucht der Solist, eine bestimmte Anzahl an Medaillen zu erreichen, deren Wert sich nach der Zusammensetzung des Ereignisdecks richtet. Statt der Vorderseite der Zielkarten wird deren Rückseite verwendet, welche zu erfüllende Soloziele vorgeben. Auch wenn das Solospiel recht gut funktioniert, bin ich dennoch der Meinung, dass "Planet Unknown" viel besser in größeren Runden (ab 4 Spielern) ankommt. Bereits im Spiel zu zweit bedarf es einer kleinen Regeländerung, um das Spielende nicht bewusst allzu früh auslösen zu können.

Das Spielmaterial hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Denn einerseits ist der Drehteller ein großartiges Gimmick, das wunderbar funktioniert und schön ins Spiel integriert ist. Andererseits bringt er aber auch zwei Nachteile mit sich, denn das Mischen der Plättchen gestaltet sich als unpraktisch und zeitaufwändig, da man den Drehteller stets komplett ausräumen und durchmischen sollte. Außerdem ist - zumindest in meiner Erstauflage - keine Abdeckung vorhanden, sodass die Teile wild durcheinander purzeln, wenn die Schachtel mal gekippt oder gewendet wird, sodass alles wieder lästigerweise einsortiert werden muss. Das restliche Material ist reichhaltig, schön illustriert und von guter Qualität.

"Planet Unknown" ist sicher kein Strategiekracher, aber ein interessantes Taktikspiel, weshalb die Zielgruppe zwischen Familien und Kennern anzusiedeln ist. Dank der vielen Module und der alternativen Planeten- und Konzernpläne hat es auch einen hohen Wieder- und Langspielreiz. Deshalb bekommt "Planet Unknown" summa summarum von mir ein "Daumen hoch!"

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde