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Knobelritters Spielearchiv - Poison

Art des Spiels: Kartenspiel
Spieleautor:    Reiner Knizia
Verlag:         Amigo Spiele
Jahrgang:       2008
Spielerzahl:    3 bis 6 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          ca. 45 Minuten
Preis:          ca. € 9,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spieleexperten (+)
                Partyspieler (+)

Irgendwie hab ich mir das Brauen von Zaubertränken etwas anders vorgestellt. Schwieriger, komplizierter. Dabei ist es doch so leicht: Man leert einfach den Inhalt von ein paar Fläschchen in die Zauberkessel, damit hat sich's. Nicht einmal umrühren muss man. Es sind keinerlei Kenntnisse über Wirkungen und Nebenwirkungen von so grauslichen Zutaten, wie Krötenkot, Fliegenpilzextrakt, Molchaugen, Fledermausflügeln und ähnlichem Zeugs notwendig. Hier in der Zauberküche gibt es grundsätzlich nur drei verschiedene Elixiere, farblich leicht zu unterscheiden (rot, blau und violett) und inhaltlich nicht näher beschrieben. Die Kennzeichnungspflicht der EU hat in diesem Gewerbe wahrscheinlich noch keine Gültigkeit.

Die Elixiere sind in Flaschen abgefüllt, in jeder Farbe gibt es welche mit mehr oder weniger Inhalt. Dabei reicht der Inhalt von 1 bis 7 "irgendwas", wie die Maßeinheiten unter Giftmischern so genannt werden, entzieht sich leider meiner Kenntnis, aber rein optisch dürfte es sich für jede Einheit gefühlsmäßig um etwa einen Deziliter handeln. Diese Fläschchen werden reihum in drei Kessel geschüttet, genauestens sortenrein getrennt, also rote Elixiere in den roten Kessel, blaue in den blauen Kessel, etc. Lediglich Gift - eine ätzend grüne Substanz in mit Totenköpfen gekennzeichneten Flakons - darf in jeden Kessel zugefügt werden. Das alles ist nun wirklich keine Hexerei.

Wenn es schon keine komplizierte Zusammensetzung der Tränke gibt, so kommt zumindest ihrer Quantität eine umso höhere Bedeutung zu. Sobald in einem Kessel mehr als 13 Einheiten Flüssigkeit geleert werden, wird sozusagen eine Toleranzgrenze überschritten. Dieser Fauxpas, der einem sorgfältig arbeitenden Zauberer nicht passieren dürfte, muss klarerweise sofort beseitigt werden, was auf die Art und Weise geschieht, dass der Verursacher den gesamten Kessel bis auf sein zuletzt verwendetes Fläschchen, an sich nimmt und nun selbst trinken, oder richtiger: runterwürgen muss. Na, Prost!

Dies geht so lange, bis alle Zutaten aufgebraucht sind. Schlecht natürlich für diejenigen Zauberer, die den Inhalt gar vieler Fläschchen schlucken mussten. Wer allerdings von einer bestimmten Sorte am meisten abbekommen hat, ist damit immun gegen seine Wirkung. Nur Gift wirkt sich verständlicherweise immer negativ auf das Wohlbefinden aus. Nach mehreren Runden gewinnt derjenige Quacksalber, der seine Leber am wenigsten geschädigt hat. Das Ganze erinnert mich stark an das heute bei unserer Jugend so beliebte "Komasaufen", denn auch hier kommt es mir absolut unverständlich vor, wie man sich freiwillig so viel schädliches Zeug reinschütten kann.

"Poison" ist ein Kartenspiel, und dementsprechend kommen die verschiedenen Elixier- und Giftfläschchen auf Spielkarten daher. Diese Karten werden möglichst gleichmäßig unter allen Spielern - drei bis sechs können mitmachen - aufgeteilt. Wer an der Reihe ist, spielt eine seiner Handkarten aus und legt sie offen in die Tischmitte. Dabei werden maximal drei verschiedene Stapel - die Zauberkessel - gebildet, von jeder Farbe genau einer. Überschreitet ein Spieler durch das Ausspielen den Wert "13" eines beliebigen Kessels, muss er alle dort liegenden Karten an sich nehmen, seine neu hinzu gelegte Karte bildet die erste Karte des neuen Stapels. Wenn alle Karten ausgespielt wurden, zählen alle gesammelten Karten Minuspunkte, jede Karte -1, jede Giftkarte sogar -2. Falls allerdings ein Spieler die meisten Karten einer Farbe hat, zählen diese Karten Null Punkte.

Diese raffinierte Regelung sorgt für viel Spannung im Spielgeschehen. Reiner Knizia, ein promovierter Mathematiker, hat die Kartenwerte und deren Häufigkeit so gewählt, dass es immer knapp hin und her geht, und sich die Entscheidung, ob und wann man sich einen Stapel schnappen soll, als recht knifflig gestaltet. So kommt man sich trotz des unvermeidlichen Kartenglücks nicht "gespielt" vor, und wenn mal wirklich für einen alles schief läuft, so kommt wenigstens bei den Mitspielern viel (Schaden)Freude auf. Ich finde den Unterhaltungswert dieses kleinen, aber feinen Kartenspiels deshalb als recht hoch.

Mir kommt jedoch vor, dass das Spiel bei drei Spielern nicht so gut funktioniert als bei einer höheren Spielerzahl, da sich zu dritt meist jeder Spieler auf eine Kartenfarbe spezialisiert. Am spannendsten wird es, wenn sich mehrere Spieler um die Mehrheit einer Kartenfarbe streiten, vor allem da man auf keinen Fall mehr in seine gesammelten Karten blicken darf. Reiner Knizia erweist sich wieder einmal als Spezialist für minimale Spielideen für maximalen Spielgenuss. Ich bin mir sicher, dass es bei uns noch sehr oft - als Appetitanreger, als kleiner Happen zwischendurch oder als spielerischer Aperitif - auf dem Spieltisch landen wird.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde