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Knobelritters Spielearchiv - Praga Caput Regni

Art des Spiels:  Aktionsradspiel		
Klassifizierung: Expertenspiel
Spieleautor:     Vladimír Suchý
Verlag:          Czech Games Edition
Jahrgang:        2020
Spielerzahl:     1 bis 4 Spieler
Alter:           ab 12 Jahren
Dauer:           90 - 150 Minuten
Preis:           € 39,90

Zielgruppe:      Spielexperten ++

Einleitung

Als ich Praga das erste Mal in den Händen hielt und das modulare Aktionsrad sah, war ich sofort neugierig. Nach Tzolk'in endlich mal wieder ein Vielspielerspiel mit Rad? Das klingt doch sehr vielversprechend. Entsprechend hab ich nicht lange mit dem Kauf gezögert und ihn auch nicht bereut.

Spielbeschreibung

Tragendes Element bei Praga ist das Aktionsrad mit 11 „Slots", das zu Beginn zufällig mit 6 Aktionsplättchen befüllt wird.

5 Slots bleiben frei. Jedes dieser Aktionsplättchen bietet zwei unterschiedliche Aktionen an, wobei es immer zwei identische Plättchen gibt, in Summe stehen also 6 verschiedene Aktionen zur Auswahl. Zusätzlich bietet jeder Slot noch 1 Bonus unabhängig von der Aktion, so dass es zwar gleiche Aktionen, aber - je nach Position - mit unterschiedlichen Boni gibt.

Am Zug sucht man sich ein Aktionsplättchen aus und darf davon dann eine der beiden Aktionen ausführen sowie den Bonus des gewählten Slots einstreichen. Nach seiner Aktion dreht man das Aktionsrad eine Position weiter und platziert sein gewähltes Plättchen wieder im hintersten freien Slot.

Aktionen die länger nicht gewählt wurden wandern mit dem Rad in den Bonusbereich, wo dann noch eine Punktebelohnung winkt. Umgekehrt kosten die hintersten 4, also die vier zuletzt gewählten Aktionen 2 bzw 1 Geld, wenn man diese erneut auswählen will. Kostenlose Aktionsplättchen hat man also normal nur 2 bi 3 zur Auswahl.

Was macht man nun für Aktionen? Ohne zu detailliert in die Regeln einzusteigen gibt es grob drei Richtungen: Da ist zum einen die eigene Produktion. Jeder Spieler hat eine Stein- und eine Goldmine, die man ausbauen oder produzieren lassen kann. Also entweder den Ertrag für die Zukunft steigern oder den aktuellen Ertrag in Stein bzw. Gold erhalten.

Dann gibt es den Baumodus: Entweder mit mehrheitlich Geld oder mit mehrheitlich Stein kann man Gebäude in der Stadt erreichten oder an der Stadtmauer bauen. Beides ist grob gesehen ähnlich, bringt neben Punkten noch weitere Boni und Verbesserungen auf verschiedenen Ebenen.

Drittens kann man dann noch die Aktionen an sich verbessern, dadurch geben dann die Aktionen neben dem normalen Ertrag noch einen kleinen Bonus.

Daneben gibt es dann noch eine Straße durch Prag zur Karlsbrücke, die neben - sie ahnen es schon: Boni - noch Siegpunkte sowie am Schluss auf der Brücke noch einen Spielende-Bonus einbringt. Und natürlich nicht zu vergessen: die Hungermauer und der Dom, auf dem jeder Spieler mit einem Spielstein vertreten ist, die wertvolle Punkte für die Schlusswertung liefern.

Und für all die vielen Optionen hat man nur genau 16 Züge Zeit, was eine extrem gute Planung bedingt, will man das Spiel erfolgreich beenden. Die Sätze am Ende:" ich wollt aber noch…" und "wenn ich das noch geschafft hätte, dann…" sind programmiert.

Fazit

Bereut hab ich den Kauf von "Praga" nicht, aber bis ich zum ersten Spiel bereit war, hat es etwas gedauert. Es gibt doch einiges an Regeln zu lesen, und die vielen Abhängigkeiten und Verzahnungen machen das Verständnis nicht ganz einfach. Und obwohl die Regel nicht schlecht ist, bleiben ein paar Unklarheiten nach dem ersten Lesen zurück. Entsprechend musste meine Spielrunde recht viel Geduld aufbringen für die erste Partie und ganz fehlerfrei haben wir es leider trotzdem nicht geschafft. Doch der Aufwand hat sich in meinen Augen absolut gelohnt.

Denn obwohl Praga „das Rad nicht neu erfindet", gefällt es mir extrem gut, was es mit dem Rad anstellt. Was das Spiel in meinen Augen auszeichnet, ist die extreme Verzahnung der verschiedenen Aktionen. Wo man sonst in vielen Spielen sich auf „eine" Strategie konzentrieren kann, sind hier die Abhängigkeiten so gekonnt ineinander verwoben, dass man auf angenehme Art „gezwungen" ist, in allen Bereichen mehr oder weniger mitzuspielen.

So baut man z.B. mit Steinen aus seinem Steinbruch an der Stadtmauer, was einerseits Schritte an der Hungermauer bringen kann, als Bonus gibt es aber häufig einen Ausbau der Goldmine oder Bonusplättchen für den Dom. Also will man möglichst auch noch Schritte beim Dom machen, wozu man wieder Gold braucht, um Häuser zu bauen. Und für Häuser bekommt man dann zusätzlich noch Plättchen, deren Wert von der eigenen Position an der Hungermauer abhängt, womit sich der Kreis schließt.

Dazu kommt die Limitierung auf nur 16 Aktionen, was angesichts der vielen Möglichkeiten sehr wenig erscheint. Jeder einzelne Zug ist wertvoll und muss gut überlegt sein (zumindest wenn man wie ich auf viele Siegpunkte spielt). Durch diese Limitierung ist gewährleistet, dass z.B. das Ausbauen der eigenen Gold- und Steinproduktion am Anfang nicht per se ein guter Zug ist. Weil wiederum durch die vielen kleinen Boni, die man überall noch ergänzend einsammeln kann, man schlussendlich nur sehr wenige Züge zum Produzieren von Rohstoffen aufwenden muss. Ob sich die zeitintensive Steigerung am Anfang also wirklich lohnt, ist nicht so eindeutig. Und doch… wer seine Produktion genügend steigert, erhält dann auch bei der Produktion zusätzlich noch Boni in Form von Punkten, Wissen oder sogar Eiern.

Eier? Ein Punkt, um den man in dieser Spielbeschreibung neben der extrem schönen dreidimensionalen Ausstattung natürlich nicht herumkommt. Der Legende nach wurden für den Bau der Brücke Tausende Eier aus dem ganzen Land nach Prag gebracht und in den Mörtel gemischt. Entsprechend sind Eier eine wertvolle Ressource im Spiel. Man braucht diese für den Weg der eigenen Spielfigur vom Spielfeldrand zur Karlsbrücke, wo man am Ende des Weges noch ein lukratives Plättchen mit Spielende-Siegpunkten erhalten kann.

Ja, und jetzt noch zum Spielmaterial: Neben dem schon erwähnten Rad ist auch die Karlsbrücke sowie die Hungermauer und der St. Veits-Dom als dreidimensionaler Karton gestaltet. Fürs Spiel ist das zwar nicht entscheidend, aber optisch macht es natürlich was her und unterstützt im Spiel die Wichtigkeit dieser drei Orte.

Also Spieldauer muss man mit rund 30 Minuten pro Spieler rechnen, in den ersten Runden auch mehr, wenn man noch öfter Symbole und Details in den Regeln nachschauen muss.

Alles in allem also ein extrem starkes Spiel, das mit gut verwobenen Mechaniken und ansprechender Optik viel Spielspaß für Freunde komplexer Spiele bringt.

Inzwischen kann man das Spiel auch online auf Yucata.de spielen. Zum Kennenlernen finde ich das einigermaßen schwierig, da die Übersicht natürlich nicht so gut ist wie am Brett, dafür kommt man schneller mal dazu, eine Partie zu spielen.

Michael Timpe

Bewertung: 4½ Schilde