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Knobelritters Spielearchiv - Rialto

Art des Spiels: Mehrheiten- und Bietspiel
Spieleautor:    Stefan Feld
Verlag:         Pegasus Spiele
Jahrgang:       2013	
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          45 bis 60 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Zielgruppen:    Spielexperten ++
                Gelegenheitsspieler (+)

Wie heißen die sechs Stadtteile Venedigs? Was für eine leichte Frage! Wie aus der Pistole geschossen kommt meine Antwort: San Marco, San Polo, Santa Cruce, Cannaregio, Castello und Dorsoduro!

Woher ich das weiß, obwohl ich noch nie meinen Fuß in die Lagunenstadt gesetzt habe? Weder eine Fahrt mit einer Gondel durch die Kanäle unternommen, noch Tauben am Markusplatz gefüttert oder den Karneval besucht habe? Nun, aus meiner Leidenschaft als Brettspieler heraus! Schließlich gibt es genug (gute) Spiele, die Venedig als Kulisse haben: Doge, San Marco, Venezia, Inkognito, Venedig, etc. Jetzt hat auch Stefan Feld bei Pegasus ein Spiel herausgebracht, das in der Stadt des geflügelten Löwen spielt.

Der Spielplan von "Rialto" zeigt die genannten sechs Bezirke ("Sestieri"), die anfangs noch getrennt voneinander sind. Aber jeder Bezirk verfügt über vier Verbindungen mit anderen Bezirken, welche im Laufe des Spiels mit Brücken oder Gondeln hergestellt werden. Weiters sind auf dem Plan noch ein Feld, auf dem die 12 verschiedenen Gebäudeplättchen schön säuberlich gestapelt werden können, ein Feld für den Vorrat an Münzen und Ratsherren der Spieler, eine Dogenleiste und eine um den Spielplan verlaufende Siegpunktleiste.

Das Spiel geht über sechs Runden. In jeder Runde wird ein Stadtbezirk abgehandelt. Die Reihenfolge wird dabei zufällig durch Rundenplättchen bestimmt. Jede Runde gliedert sich wiederum in drei Phasen, wellche zur besseren Übersicht auch jeweils einer anderen Farbe zugewiesen sind.

In der ersten Phase - grün - erhalten die Spieler Karten. Die 77 Karten sind der eigentliche Motor des Spiels. Sieben verschiedene Karten - Doge, Gold, Gebäude, Brücke, Gondel, Ratsherr und Joker - finden wir vor, welche jeweils 11 x vorkommen. Zunächst werden vom gemischten Stapel Kartenreihen zu je sechs offenen Karten gebildet, und zwar um eine Reihe mehr als Spieler teilnehmen. In Spielerreihenfolge nehmen die Spieler eine Kartenreihe an sich und ziehen anschließend noch 2 Karten vom Stapel. Von allen Karten, die sie nun auf der Hand halten, dürfen sie jedoch bloß sieben in die nächste Phase mitnehmen, weshalb sie überzählige nach ihrer Wahl ablegen müssen. In dieser Phase können die Spieler auch grüne Gebäudeplättchen durch Bezahlung von Goldmünzen nutzen.

In der zweiten Phase - gelb - werden schließlich die Karten ausgespielt, und zwar in sechs Abschnitten. Für jeden Abschnitt gilt, dass die Spieler im Uhrzeigersinn offen Karten für den jeweils gültigen Abschnitt spielen. Joker können dabei zusätzlich als "Verstärkung" zu einer Kartensorte gespielt werden. Danach erhalten die Spieler den entsprechenden Vorteil in Abhängigkeit der Anzahl ihrer Karten, also beispielsweise 2 Goldmünzen bei 2 Goldkarten. Der Spieler mit den meisten ausgespielten Karten erhält zudem noch einen besonderen Mehrheitenbonus, der zumeist in einem um 1 verbesserten Vorteil besteht. Nebenbei können in dieser Phase die gelben Gebäudeplättchen genutzt werden. Die einzelnen Abschnitte im Detail:

In der dritten Phase - blau - können nur noch die blauen Gebäudeplättchen genutzt werden. Nach der sechsten Runde endet das Spiel. In einer Schlusswertung erhält zunächst jeder Spieler noch Siegpunkte für seine verbliebenen Münzen und Ratsherren, sowie für seine Gebäude laut aufgedrucktem Wert. Schließlich wird noch in jedem Stadtteil eine eigene Mehrheitswertung durchgeführt.

Der Wert eines Stadtteils ergibt sich aus allen an diesen Stadtteil angrenzenden Brücken und Gondeln. Der Spieler mit den meisten Ratsherren erhält den vollen Wert, der Spieler auf dem 2. Platz nur mehr die Hälfte (abgerundet), der drittplatzierte Spieler wiederum davon die Hälfte, usw. Wie nicht anders zu erwarten ist, gewinnt schlussendlich der Spieler mit den meisten Siegpunkten.

Punktevergabe durch Anwesenheit von Ratsherren in den Stadtteilen: "Rialto" könnte man somit als eine Art Mehrheitenspiel betrachten. Als solches präsentiert es sich aber ungewohnt statisch, denn die Stadtteile werden ja in einer vorgegebenen Reihenfolge abgehandelt. Außerhalb dieser Runden gibt es nur wenig Möglichkeiten, Ratsherren zu setzen, weshalb es kaum Änderungen in den Mehrheiten gibt. Lediglich die Spieler, welche jeweils die meisten Gondeln (Abschnitt E) ausgespielt haben, können gleichzeitig mit dem Einsetzen einer Gondel einen Ratsherren in einen der beiden damit verbundenen Stadtteile platzieren.

Zum Ausgleich für dieses eher starre Schema ist der Wert eines Stadteils äußerst flexibel. Dieser ergibt sich aus allen angrenzenden Brücken und Gondeln. Während die Gondeln einheitlich für beide Seiten den Wert "1" beisteuern, zeigen die Brücken unterschiedlich hohe Werte für die beiden damit verbundenen Stadtteile. Die Werte gehen von 3 bis 6. Theoretisch kann auf diese Weise ein Stadtteil nur wenig lukrative 4 Punkte wert sein. Der höchstmögliche Wert beträgt 23, was sogar noch die 2. und 3. Plätze erstrebenswert macht. In der Praxis sind die Stadtteile aber in etwa zwischen 8 und 18 Punkten wert. Auf jeden Falll kommt für die Beeinflussung der Werte der Stadtteile den Aktionen "Brücke" und "Gondel" eine große Bedeutung zu, da der Mehrheitenbonus hier das Einsetzen einer Brücke bzw. Gondel an beliebiger freier Stelle erlaubt.

Es ist bei "Rialto" möglich und auch durchaus erfolgsversprechend, sich einfach auf die Mehrheiten in den Stadtteilen zu konzentrieren. Das wäre aber nur der halbe Spaß, denn Stefan Feld bietet mit den Gebäuden weitere Alternativen an, wertvolle Siegpunkte zu erzielen. Die - namentlich nicht beschriebenen - Gebäude erlauben völlig andere Strategien. Die grünen Gebäude emöglichen es, in der Phase 1 zusätzliche Karten ziehen und/oder mehr Karten auf der Hand behalten zu dürfen. Die gelben Gebäude wiederum wirken sich direkt auf die Kartenphase aus. Sie gestatten durch verschiedene "Joker"-Effekte die gezieltere Nutzung der eigenen Kartenhand. Mit blauen Gebäuden lassen sich unter anderem Gebäude aufwerten oder direkte Siegpunkte generieren.

Exzessiv genutzt können damit ganz schöne "Maschinen" entstehen. Frühzeitig errichtete grüne "4er"-Häuser etwa bewirken, dass man in der Phase 2 deutlich mehr Karten spielen kann als seine Mitspieler und dadurch besser agieren kann. Wer beispielsweise drei solche Gebäude sein Eigen nennt, erhält in der grünen Phase maximal 17 Karten, von denen er 13 behalten darf. Gegenüber jenen sieben Karten, die man sonst normalerweise haben darf, ein Riesenvorteil. Und wenn man sich auf die blauen "4er"-Gebäude spezialisiert, welche jeweils 3 Siegpunkte abwerfen, kann man schon vor der Schlusswertung einen großen, vielleicht uneinholbaren Vorsprung auf der Siegpunkteleiste haben.

Damit das alles jedoch nicht gänzlich aus den Fugen gerät, hat Autor Feld dem einen kleinen Riegel vorgebaut. Will man ein Gebäude nutzen, muss dafür eine Goldmünze entrichtet werden. Die Münze wird auf das genutzte Gebäude gelegt, womit sichergestellt wird, dass jedes Gebäude pro Runde nur einmal verwendet wird. Viele Gebäude nutzen zu wollen, setzt daher einen ständigen Nachschub an Goldmünzen voraus.

Noch ein paar Bemerkungen zur Dogenleiste. Typisch Stefan Feld lässt er die Spieler um die Spielerreihenfolge konkurrieren. Die Dogenleiste - von Neulingen oft unterschätzt - beeinflusst aber nicht, wer zzuerst Zugriff auf die Kartenreihen hat, sondern dient auch zum Auflösen sämtllicher Gleichstände, angefangen von den Mehrheitenboni in Phase 2 bis hin zu den Stadtteilwertungen. Es kann sich daher lohnen, ein paar Karten "Doge" zu investieren.

"Rialto" ist eines von drei Spielen des Schwaben, welche heuer auf den Markt gekommen sind. es ist sicherlich das gradlinigste Spiel dieses Trios. Es ist kein Hirnverzwirbler wie "Bora Bora". Da es hier nicht für jede erdenkliche Aktionsmöglichkeit Siegpunkte gibt, wird eine sehr gezielte Vorgehensweise verlangt. Im Vergleich mit "Brügge" spielt es sich nicht so abwechslungsreich, dafür aber auch weniger chaotisch und doch eine Spur "gerechter". Von der Komplexität liegt es am ehesten in der Nähe von "Strasbourg", mit dem es einfache Grundregeln, aber eine interessante Kartennachschub- und eine Bietphase gemein hat. Auf jeden Fall besitzt das Spiel wieder ein paar neuartige Mechanismen, so dass man sich fragt, wo der Autor bloß all diese Ideen herbekommt.

Mir gefällt "Rialto" ausgesprochen gut. Ich finde es reizvoll, die verschiedenen Strategien auszuprobieren. Die Spieldauer ist auch im angenehmen Bereich und beträgt meist knapp über eine Stunde, in Vollbesetzung manchmal auch etwas länger. Die grafische Gestaltung ist Geschmackssache, mich persönlich sprechen sowohl Coverdesign als auch die Gestaltung des Spielplans und der Karten an. Nur die Siegpunktleiste ist gründlich misslungen, denn dass man seinen Siegpunktmarker zwischen den beleuchteten Laternen zieht, ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen und sorgt obendrein ständig für Verwirrung.

Das ist aber auch der einzige Kritikpunkt, den ich bei "Rialto" finden konnte, weshalb einer Empfehlung meinerseits nichts im Weg steht...

Franky Bayer

Bewertung: 4 1/2 Schilde