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Knobelritters Spielearchiv - Richelieu

Art des Spiels: Sammel- und Mehrheitenspiel
Spieleautor:    Michael Schacht
Verlag:         Ravensburger Spiele
Jahrgang:       2003
Spielerzahl:    2 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          30 bis 45 Minuten
Preis:          ca. € 15,-

Eigentlich unglaublich.

1996 brachte Kosmos das "Siedler von Catan" - Kartenspiel für 2 Personen heraus, eher um den anhaltenden "Siedler"-Boom auszunützen. Der Erfolg veranlasste den Verlag jedoch, unter der Reihe "Spiele für zwei" jedes Jahr mindestens zwei, drei neue Spiele herauszubringen. Und was macht die Konkurrenz? Gar nichts! Das muss man sich einmal vorstellen: Da besteht offensichtlich eine enorme Nachfrage an solchen Spielen, und jahrelang wird tatenlos zugeschaut, wie sich Kosmos ein richtiges Monopol aufbaut. Erst letztes Jahr rafften sich einige Verlage auf, in diesem Spielesektor ebenfalls etwas anzubieten, darunter auch Ravensburger unter dem Motto "fun for 2".

Den Anfang macht "Richelieu". So ganz neu ist das Spiel ja nicht, der Autor Michael Schacht hat es bereits in seinem Kleinverlag "Spiele aus Timbuktu" als "Kardinal & König -Kartenspiel" herausgebracht. Da es sich dabei aber lediglich um einen Bogen zum Selberausschneiden handelt, ist dies nun die erste richtige Veröffentlichung.

Der volle Titel des Spiels lautet "Richelieu und die Königin", und das passt sehr gut für ein Zweipersonenspiel. Die beiden Spieler übernehmen die Rollen von Armand Jean du Plessis, besser bekannt als Kardinal Richelieu, sowie Königin Maria von Medici, welche Anfang des 17. Jahrhunderts verbittert um die Vormacht in Frankreich kämpften. Dabei versuchen beide, möglichst viele Teile des Landes unter ihren Einfluss zu bringen, um so ihre politische Position zu festigen.

Einfluss über möglichst viele Teile Frankreichs, da erwartet man im Grunde genommen einen großen Spielplan vor. Falsch! Die Regionen kommen vielmehr auf Karten vor. 48 Karten sind es insgesamt, von jeder der neun Regionen - klar unterscheidbar an verschiedenen Farben und Wappen - unterschiedlich viele. Die meisten Karten haben neben dem Landeswappen noch ein zweites gleiches Wappen oder eines von drei Symbolen: Schwert für die militärische, Kreuz für die klerikale und Turm für die politische Macht des Landesteils. Alle Karten werden gut gemischt und offen in 4 Reihen zu je 12 Karten ausgelegt (die Auslage hat also absolut nichts mit den geographischen Gegebenheiten Frankreichs zu tun). Dazu kommen noch 14 runde Spielplättchen (zeigen ebenfalls Wappen oder Symbole), von denen 8 nach einem bestimmten Muster verdeckt auf einige Karten gelegt werden. Jeder Spieler erhält noch 3 Besitzmarker (der "Kardinal" die 3 Kardinalshüte, die "Königin" die 3 Kronen), und schon kann's losgehen!

Ein Spielzug ist relativ einfach: Man nimmt sich eine oder zwei Karten der Auslage, wobei nur Karten genommen werden dürfen, die rechts oder links außen liegen. Will man zwei Karten nehmen, müssen sie von der selben Farbe sein, außerdem dürfen nicht die beiden Karten insgesamt nicht mehr als 2 Wappen aufweisen. Alle genommenen Karten legt man - nach Farbe getrennt - schön übersichtlich vor sich aus, so dass sämtliche Wappen und Symbole klar erkennbar sind. Ein Spielplättchen, das sich auf einer Karte befand, darf man sich kurz anschauen und legt es dann verdeckt vor sich ab.

Dies allein wäre doch etwas zu einfach, oder? Deshalb gibt es ja auch noch eine Regel: Zum Abschluss seines Zuges darf man nämlich einen seiner Besitzmarker auf eine beliebige Karte der Auslage platzieren. Damit "reserviert" man eine Karte für sich, bzw. macht dem Kontrahenten den Zugriff darauf schwieriger. Will man trotzdem eine Karte nehmen, auf der bereits ein Besitzmarker des Gegners liegt, muss man einen eigenen Besitzmarker ganz aus dem Spiel entfernen, hat also dann um einen Besitzmarker weniger im Spiel. Wohin man seine Besitzmarker setzt und wann man eine gegnerische "Blockade" durchbricht, kann spielentscheidend sein.

Apropos: spielentscheidend, wie gewinnt man überhaupt "Richelieu"? Sobald alle Karten aus der Auslage genommen wurden, wird abgerechnet, eine Region nach der anderen. Wer von einer Region die meisten Wappen besitzt, bekommt die Anzahl seiner Wappen als Pluspunkte gutgeschrieben, der andere geht leer aus. Ganz schlimm wird's, wenn ein Spieler von einer Region überhaupt keine Karten hat, denn dann werden ihm sogar 5 Punkte abgezogen. Auf dieselbe Weise werden anschließend auch die drei Symbole gewertet. Wer am Ende die meisten Machtpunkte besitzt, gewinnt das Spiel.

Ein simples Spielchen, aber dafür umso raffinierter. Es ist um einiges anspruchsvoller, als es anfangs den Anschein hat. Um erfolgreich zu sein, muss man schon ziemlich taktisch vorgehen. Trotzdem verstehe ich die Verlagsangabe "ab 12 Jahren" nicht, denn nach meinen Erfahrungen haben auch neun- oder zehnjährige Kinder keine Probleme nach einer kurzen Probepartie ("learning by doing").

Das Format der neuen Reihe ist angenehm klein, hätte aber bei dem bisschen Material (kleine Karten und eine Handvoll Plättchen) sogar noch kleiner ausfallen können. Aber wir wollen hier nicht kleinlich sein und freuen uns, dass nun auch andere Verlage Spiele für zwei Personen anbieten. Konkurrenz belebt bekanntlich, und wir Spieler können davon nur profitieren...

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde