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Knobelritters Spielearchiv - Rosenkönig

Art des Spiels: Legespiel
Spieleautor:    Dirk Henn
Verlag:         Kosmos Spiele
Jahrgang:       1999
Spielerzahl:    2 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          30 bis 40 Minuten
Preis:          ca. € 15,-

Nicht immer hat man eine Handvoll Spieler bei der Hand, nicht jeder Abend ist Spieleabend. Und wenn man dann mit seinem Partner nicht vor der Glotze hocken möchte, sondern zu zweit ein kleines Spielchen (nicht das, was Sie vielleicht jetzt denken mögen...) bevorzugt, dann war man früher wirklich etwas arm dran. Damals hatte man fast nur die Möglichkeit, ein abstraktes Taktikspiel hervorzukramen. Soll jetzt nicht heißen, dass Abalone, Schach oder TwixT schlechte Spiele sind, ganz im Gegenteil. Aber bei den meisten Spielen dieser Art artet das Ganze zu einem intellektuellen Denkspiel aus, bei dem in den wenigsten Fällen intellektuelle Chancengleichheit gegeben ist.

Aber in den letzten Jahren entwickelten mehrere Spielehersteller auch anspruchsvolle Zweipersonenspiele mit einem konkreten Spielethema. Vor allem Kosmos Spiele hat dafür eine eigene Produktlinie geschaffen. Jedes Jahr erscheinen zwei, drei "Spiele für 2" in einer kleinen, quadratischen Schachtel, und einige davon sind wirkliche Leckerbissen.

Genug der Einleitung, kommen wir ohne weitere Umschweife direkt zum Objekt dieses Artikels, nämlich zu "Rosenkönig", einem Vertreter der oben erwähnten neuen Zweipersonenspiele. Das Thema dieses Spiels ist der Krieg um die Vormachtstellung in England, der zwischen den Häusern Lancaster und York in den Jahren 1455 bis 1485 tobte und unter dem Namen "Rosenkrieg" berühmt wurde. Unschwer zu erraten, dass die beiden Spieler die Herrscherrolle der beiden Häuser übernehmen. Ihr Ziel ist es, möglichst große Flächen unter ihre Kontrolle zu bringen.

Der Teil Englands, um den gekämpft wird erstreckt sich von Manchester im Süden bis Durham im Norden, sowie von Lancaster im Westen bis York im Westen. Aber für die Spieler weitaus wichtiger ist das Raster von 9 mal 9 Feldern, welches über das Land gezogen ist. Ganz im Zentrum - auf einem Feld mit einer Windrose - steht zu Spielbeginn ein Spielstein in Form einer Krone. Diese wird von den Spielern nun mit Hilfe von Machtkarten bewegt. Das Feld, auf dem die Krone landet, wird dann von dem Spieler, der sie gezogen hat, mit einem Machtstein in seiner Farbe - also entweder einer weißen oder einer roten Rose - markiert.

Die Machtkarten sind das Um und Auf des Spiels. Auf ihnen sind Zugrichtung (die vier Himmelsrichtungen und die vier Diagonalen) sowie Zugweite (1 bis 3 Felder) angegeben, zusammen ergibt das also 24 verschiedene Machtkarten. Jeder Spieler erhält vom gemischten Stapel fünf Karten, die er offen auf seiner Seite des Spielplans auflegt. Wichtig ist dabei, dass alle Karten gleich ausgerichtet sind, eine sowohl auf dem Spielplan als auch auf den Karten aufgedruckte Krone erleichtert dies.

Und dann geht's schon los. Wer an der Reihe ist, hat drei Möglichkeiten. Die erste mögliche Aktion kennen wir schon: eine Machtkarte ausspielen und die Krone entsprechend bewegen, auf das Zielfeld einen eigenen Machtstein legen. Einige Regeln gibt es schon zu beachten, diese sind aber leicht verständlich und logisch, wie etwa, dass man nicht über den Spielfeldrand ziehen darf, dass man nur auf freie Felder ziehen darf oder dass die Zugweite vollständig genutzt werden muss. Nachziehen darf man nach dem Ausspielen einer Machtkarte jedoch nicht automatisch, was uns unweigerlich zur zweiten Aktionsmöglichkeit bringt: Ziehen einer Machtkarte. Man darf aber nur dann eine Karte vom verdeckten Stapel ziehen, solange man noch keine fünf Karten besitzt. Die dritte Aktionsmöglichkeit können die beiden Widersacher allerdings nur viermal in einem Spiel nutzen: Das Ausspielen einer Heldenkarte zusammen mit einer Machtkarte. Dies erlaubt nämlich, die Krone auf ein vom Gegner besetztes Feld zu ziehen und den dort liegenden Machtstein auszutauschen (Da die Machtsteine auf der einen Seite eine rote, auf der anderen Seite eine weiße Rose tragen, wird der Machtstein in diesem Fall einfach umgedreht).

Eine dieser drei Zugmöglichkeiten muss man auf jeden Fall machen, selbst wenn dieser Zugzwang für einen von Nachteil ist. Nur wenn man überhaupt keine Möglichkeit findet, muss man aussetzen. Können beide Spieler weder ziehen noch Karten nachziehen, endet das Spiel, ebenso wenn alle 52 Machtsteine verbraucht sind.

Dann folgt die Abrechnung. Anders wie beim historischen Vorbild, als der Rosenkrieg durch die Machtübernahme von Heinrich VII. aus dem Hause Tudor ein unerwartetes Ende fand, gewinnt hier einer der beiden Kontrahenten das Spiel. "Lancaster" und "York" ermitteln beide den Wert ihrer Ländereien, das sind Gebiete mit ein oder mehreren Feldern, die mindestens über eine Seite miteinander verbunden sind. Ein Gebiet zählt dabei so viele Punkte, wie die Anzahl der Felder multipliziert mit sich selber. Ein Gebiet aus 6 zusammenhängenden Feldern etwa ist somit 36 Punkte wert (6 x 6). Für Nicht-Rechenkünstler ist eine Tabelle in der Spielregel sehr hilfreich. Es ist wohl nicht nötig zu erwähnen, dass der Spieler mit den meisten Punkten das Spiel gewinnt.

"Rosenkönig" ist ein Spiel mit einfachsten Regeln und einem mathematischen Grundgerüst. Man könnte also meinen, ein typischer Knizia. Falsch gedacht: Der Autor des Spiels ist Dirk Henn, der das Spiel unter dem Namen "Texas" (Thema: Kampf um Weide- und Farmland zwischen Ranchern und Farmern im Wilden Westen) bereits in seinem Kleinverlag "db Spiele" herausgebracht hat. Und es verwundert nicht, dass sich dieses Spiel sofort ein Großverlag geschnappt hat, denn trotz der minimalen Regeln spielt es sich ausgesprochen taktisch. Alle Informationen liegen offen aus, und man kann demnach wie beim Schach auch einige Züge vorausdenken und planen. Das zufällige Nachziehen der Machtkarten sorgt hingegen dafür, dass es kein reines Denkspiel ist. Diese gelungene Mischung aus langfristiger Planung und dem kurzfristigen Reagieren auf Züge des Gegners bzw. nachgezogene Machtkarten, weiß auf Anhieb zu gefallen. Es stecken jede Menge taktische Raffinessen drin, die ich jeden Spieler selbst entdecken lasse. Die Spieldauer mit knapp mehr als eine halbe Stunde (Grübler können das Spiel auf gut eine Stunde ausdehnen), ist zudem recht angenehm, um das Spiel mehrmals zu spielen. Wer übrigens ein noch lockereres Spielchen bevorzugt, kann auch mit verdeckten Karten spielen, das funktioniert auch ganz gut.

Freunde guter Zweipersonenspiele kommen um "Rosenkönig" nicht umhin. Und Dirk Henn gelingt es, sich immer mehr als ausgezeichneter Spieleautor zu etablieren.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde