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Knobelritters Spielearchiv - Seeräuber

Art des Spiels: Strategiespiel
Spieleautor:    Stefan Dorra
Verlag:         Queen Games
Jahrgang:       2006
Spielerzahl:    3 bis 5 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          ca. 30 Minuten
Preis:          ca. € 15,-

Es stimmt schon: Gerüchten sollte man möglichst keinen Glauben schenken!

Vom neuesten "Queen Games"-Spiel mit dem vielsagenden Titel "Seeräuber" hieß es, es wäre ein ähnliches Spiel wie "Tonga Bonga", noch dazu weil es vom selben Autor stammt. In diesem Ravensburger Spiel aus dem Jahre 1998 legten die Spieler als Schiffseigner die Heuer für den Kapitän, den Steuermann und den Rest der Mannschaft fest, in der Hoffnung, möglichst gute Seeleute auf ihre Schiffe zu locken. Anschließend würfelten die Spieler und verteilten die Würfel (als Seeleute) auf die Schiffe der anderen, wobei in der Regel die höheren Würfelwerte auf jenen Schiffen landeten, wo mehr Lohn geboten wurde. Dies hatte zur Folge, dass diese Schiffe eine höhere Zugweite bekamen, und im Wettrennen um die Besiedlung der Inselwelt einen Vorteil hatten.

"Seeräuber" soll nun tatsächlich eine weiterentwickelte, vereinfachte Form dieses Spielmechanismus bringen? Weit gefehlt! Zwar werden wieder Mannschaften zusammengestellt, deren Seeleute von verschiedenen Spielern stammen, aber Stefan Dorra hat ein gänzlich anderes Spiel daraus gemacht, bei dem weder gewürfelt wird, noch irgendwelche Inseln angesteuert werden.

Vielmehr haben es die Piraten auf schwer beladene Handelsschiffe abgesehen. Die Handelsschiffe kommen auf Karten vor und sind unterschiedlich groß und wertvoll. Dies drückt sich in den verschiedenen Werten aus: Der Geldsumme, die erbeutet werden kann (zwischen mickrigen 6 und tollen 30 Dukaten); ein bis zwei Schätzen, welche besondere Beutestücke für den Kapitän und den Steuermann darstellen; der Mindestgröße der Mannschaft, die zum Entern des Schiffes benötigt wird (von 2 bis 6 Piraten). Drei Schiffe werden offen in die Tischmitte gelegt, und erst wenn diese Schiffe um ihre Schätze und Dukaten erleichtert wurden, werden wieder drei neue Schiffe aufgedeckt.

Von den zwei Zugmöglichkeiten, die jeder Spieler in seinem Spielzug hat, wird er wohl anfangs zuerst den "Piratenzug" wählen, um eine Mannschaft zusammenzustellen. Dazu nimmt man einen eigenen Piraten (jeder besitzt zu Beginn 5 Piratenscheiben in den Werten "2", "3", "4" und "5", sowie ein "?") oder einen eigenen Piratenstapel und setzt ihn auf einen fremden Piraten oder Stapel. Den neu gebildeten Stapel stellt man vor sich ab. Die oberste Piratenscheibe stellt übrigens stets den Kapitän dar, die zweitoberste den Steuermann. Durch das Übernehmen eines Stapels entsteht natürlich auch eine neue Hierarchie.

Verfügt man als Kapitän bereits über eine ausreichend große Mannschaft, kann man eines der ausliegenden Schiffe entern. Der Kapitän kann sich einen der Schätze behalten, sind - meist bei den größeren Karavellen - mehrere Beutestücke vorhanden, darf der Steuermann den verbleibenden Schatz an sich nehmen. Die Beute an Dukaten wird hingegen folgendermaßen aufgeteilt: Der Kapitän erhält zunächst alle angegebenen Dukaten, muss dann jedoch an seine Mannschaft den jeweiligen Wert jedes Piraten auszahlen. Für den Piraten mit dem Fragezeichen gilt der auf dem Schiff dafür vermerkte Wert.

Bei einer großen Mannschaft mit überwiegend fremden Piraten kann dies sogar dazu führen, dass die Beute nicht ausreicht, um alle fremden beteiligten Piraten zu entlohnen. In diesem Fall muss der Kapitän sein eigenes Geld verwenden. Manchmal, wenn die Mannschaft zu groß geworden ist und die Beute der ausliegenden Schiffe zu gering ausfiele, würde man deshalb am liebsten seine Mannen im Hafen lassen, bevor man bittere Verlustgeschäfte macht. Das geht aber nicht immer, denn befinden sich 3 oder mehr Scheiben eines Spielers in einem fremden Stapel, darf dieser Spieler meutern und dadurch den Kapitän zwingen ein Schiff zu entern.

Sobald alle 15 Schiffe geentert wurden, endet das Spiel. Bei der abschließenden Wertung zählen nicht nur die - erbeuteten sowie redlich verdienten - Dukaten, auch die Beutestücke können noch einige Dukaten einbringen. Die vier verschiedenen Beutestücke - Schatztruhe (Wert 15), Rumfass (12), Leuchter (9) und Dolch (6) - bringen jeweils dem Spieler, der die meisten einer Sorte besitzt, den aufgedruckten Betrag, bei Gleichstand muss geteilt werden. Beutestücke, die einem Spieler auf diese Weise kein Geld einbringen, sind immerhin noch 1 Dukaten wert. Wer schlussendlich das meiste Geld hat, gewinnt.

Also wie gesagt: Absolut keine Ähnlichkeit zu "Tonga Bonga". Das drückt sich schon allein darin aus, dass bis auf das Aufdecken von drei neuen Handelsschiffen kein Glücksanteil besteht. Es liegt ganz bei den Spielern, welche Aktion sie durchführen, wenn sie an der Reihe sind, und welche Mannschaft sie zusammenstellen. Ein gutes Gedächtnis ist recht hilfreich, um beim Austeilen der Beute keine bösen Überraschungen zu erleben, denn schließlich ist stets nur die oberste Scheibe jedes Stapels - der Kapitän - zu sehen.

"Seeräuber" ist schnell erklärt, völlig unkompliziert und spielt sich in etwa einer halben Stunde. Auch am guten Spielmaterial lässt sich überhaupt nichts aussetzen. Ja, das Spiel macht richtig Spaß und kann deshalb ohne Vorbehalte empfohlen werden, noch dazu weil es in einer recht preiswerten Größe (Preis ungefähr 15 Euro) auf den Markt kommt. Wer wird sich dieses Schnäppchen dann noch entgehen lassen?

Ach ja, nochmals zu den eingangs erwähnten Gerüchten: Wenn schon, dann kann man "Seeräuber" als eine gelungene Weiterentwicklung von Stefan Dorras "Safeknacker" - einem eher mäßig interessanten Spiel - betrachten.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde