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Knobelritters Spielearchiv - Ta Yü

Art des Spiels: abstraktes Legespiel
Autor:          Niek Neuwahl
Verlag:         Kosmos Spiele
Jahrgang:       1999
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          30 bis 45 Minuten
Preis:          ca. € 35,-

Ich zitiere die Spielgeschichte:

"TA YÜ ist der Name einer legendären chinesischen Sagengestalt. Er rettete das Reich der Mitte vor einer Sintflut - aber nicht dadurch, dass er, wie Noah, eine Arche baute; vielmehr durchzog er das ganze Land mit einer Vielzahl von Kanälen und versuchte so, die gewaltigen Wassermasse aus dem Inneren des Landes ins weite Meer abzuleiten.

In unserem Spiel TA YÜ geht es ebenfalls darum, das Land (Spielfeld) mit Kanälen (Steine mit Doppellinien) zu durchziehen, um Verbindungen zum offenen Meer (Spielfeldrand) zu schaffen."

Kürzer und prägnanter lässt sich das Spiel nicht mehr zusammenfassen. Eine schon fast klassische Historie, dazu ein Taktikspiel mit einfachsten Regeln, verbunden mit einem Spielmaterial, welches man in solcher Qualität höchstens von Mahjongg gewohnt ist: Man könnte meinen, es mit einem fernöstlichen Klassiker des Brettspiels zu tun zu haben. Doch weit gefehlt, denn "Ta Yü" ist ein ganz neues Spiel, erdacht von einem ganz und gar europäischen Spieleautor (Niek Neuwahl) und erschienen gerade erst im Februar 1999 beim süddeutschen Spieleverlag KOSMOS. Na ja, dann wollen wir mal das Spiel genauer unter die Lupe nehmen, denn vielleicht hat das Spiel ja das Zeug, einmal ein Brettspielklassiker zu werden.

Das Spielmaterial, das habe ich schon erwähnt, ist allererste Sahne. Schachteldesign und Spielplan in schlichtem Dunkelblau gehalten, mit chinesischen Ornamenten, Drachen und was so dazugehört, in Gold. Der Spielplan zeigt ein quadratisches Muster mit 19 x 19 vorerst noch leeren Feldern. Tja, und dann gibt es nur noch einen Stoffbeutel randvoll mit den Spielsteinen. Aus Plastik zwar, aber in Farbe, Form und Aufmachung an Mahjongg-Steine aus Elfenbein erinnernd. Alle Steine sind länglich und belegen auf dem Spielplan drei Felder. Auf der Vorderseite sind Linien eingezeichnet, die sogenannten Kanäle, und zwar dermaßen, dass jeder Stein drei Mündungen besitzt. Einige haben zwei Mündungen an der Längsseite, bei anderen führen die Mündungen nach drei verschiedenen Seiten, und ganz wenige haben gar drei Mündungen auf der Längsseite. Insgesamt sind es 112 Steine, die gut gemischt und mit der Vorderseite nach unten in zwei großen Stapelreihen aufgebaut werden.

Und dann kann's schon losgehen. Der erste Stein muss unbedingt so gesetzt werden, daß das Mittelfeld damit abgedeckt wird. Danach kann ein Spieler seinen gezogenen Stein irgendwo an das bestehende Kanalnetz anlegen. Dabei sind ein paar Grundregeln zu beachten: Mindestens ein Kanal muß weitergeführt werden, kein Stein darf über den Spielfeldrand gelegt werden und vor allem darf kein Stein so abgelegt werden, dass eine leere Kante an eine Mündung grenzt.

Natürlich bauen die Spieler nicht wild drauf los, sondern jeder Spieler verfolgt sein spezielles Ziel. Während der eine Spieler die beiden Spielfeldränder links und rechts (Ost und West - die Himmelsrichtungen spielen in der chinesischen Mythologie bekanntermaßen eine große Rolle) miteinander zu verbinden trachtet, müht sich sein Kontrahent mit einer Verbindung des oberen und unteren Spielfeldrandes ab (Nord - Süd). Man bezeichnet diese Art von Spielen als "Border-to-border"-Spiele. Dabei ist es auch von großer Bedeutung, möglichst viele Mündungen an den jeweiligen "Küsten" zu haben, oder sinnbildlich gesprochen, möglichst viele Kanäle ins jeweilige Meer zu leiten. An jeder Seite gibt es zudem noch drei besonders gekennzeichnete Austrittsfelder. Mündungen, die dort ins Meer führen, zählen doppelt.

Um den besten Kanalbauer und damit denjenigen Spieler zu ermitteln , der mehr zur Rettung des Reiches der Mitte beigetragen hat, werden schließlich bei Spielende die Anzahl der Mündungen einer Seite mit der Anzahl der Mündungen auf der gegenüberliegenden Seite multipliziert. Klingt kompliziert, ist aber ganz einfach, wie ich mit einem kleinen Beispiel belegen werde. Angenommen Quai Chang spielt Nord-Süd und hat im Norden drei, im Süden sieben Mündungen. Seine Punktezahl ist 3 x 7 = 21 Punkte. Wer eine Seite gar nicht anschließen konnte, hat von vorneherein Pech gehabt, denn jede Zahl mal 0 ergibt nun eben Null, gar nichts, zero!

Kann man "Ta Yü" nun als ein reines Taktikspiel betrachten? Die Antwort darauf lautet: Nein. Das Ziehen der Steine verhindert, dass es sich lohnt, tiefschürfende Überlegungen anzustrengen. Zur Auswahl stehen ja immer nur die beiden vordersten Steine, die noch dazu verdeckt liegen. Zwar ist beiden Spielern bekannt, dass Steine mit einer speziellen Markierung auf der Rückseite Mündungen an drei verschiedenen Seiten haben, und die vom Verlag als gewollt bezeichnete leichte Andeutung einer Mündung an der Vorderseite der Stapelreihe lässt auch noch einige Rückschlüsse zu, wie ein Stein genau aussehen könnte, doch das alles kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier der Zufall eine Rolle spielt. Dies schadet dem Spiel aber in keinster Weise, im Gegenteil, dadurch erfährt "Ta Yü" eine gewisse Lockerheit. Nicht langfristige Strategien und Kopfzermartern, stattdessen spielerisches Herausfinden der bestmöglichen Anlegemöglichkeit, gegebenenfalls auch mit der einen oder anderen Gemeinheit für seinen Gegner. Etwas taktischer ist da schon die Profivariante, die ich jedem empfehle: Jeder erhält anfangs schon einen Stein und hat auf diese Weise, wenn er einen Stein zieht, zwei Steine zur Auswahl.

Was aber "Ta Yü" neben dem erstklassigen Spielmaterial von den vielen anderen Zweipersonen-Taktikspielen abhebt, ist eine höchst interessante Variante für 3 Personen, die allerdings schon ein bisschen Spielerfahrung voraussetzt. Ein Spieler übernimmt die Rolle des "Störenfriedes", der versucht, die beiden anderen Spieler zu behindern. Das Viererspiel hingegen unterscheidet sich nicht vom Zweierspiel, je zwei Spieler bilden ein Team.

Niek Neuwahl hat mit "Auf Teufel komm raus" schon einmal ein Legespiel mit verschlungenen Wegen und Pfaden geschaffen, welches aber nicht so richtig angekommen ist. "Ta Yü" ist jedoch um einiges besser und auch wesentlich schöner gestaltet. Ich selber werde wohl noch öfters seinem fernöstlichen Charme verfallen....

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde