April
MoDiMiDoFrSaSo
1 2K3 4 5R6 7
8 9K1011S12S1314
1516K1718L19L2021
2223K2425S26SO2728
2930 1 2 3 4 5
b
Legende:
Knn Ritter der Knobelrunde
Snn Spieletreff - Auwiesen
Snn Spieletreff - Franckviertel
Snn Spieletreff - Keferfeld-Oed
Snn Spieletreff - Pichling
Lnn LinzCon 2024
Onn Offener Spieleabend - Vöcklabruck
Rnn Würfelschänke Ried
<- Take it or leave it^Tal der Abenteuer ->

Knobelritters Spielearchiv - Takenoko

Art des Spiels:	Bambuszucht
Spieleautor:    Antoine Bauza
Verlag:         Éditions du Matagot
Vertrieb:       Asmodée Spiele
Jahrgang:       2012
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          45 bis 60 Minuten
Preis:          ca. € 35,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten (+)
                Zweipersonen (+)

John McEnroe hat sich ja nur darum immer mit den Schiedsrichtern und Linesman angelegt, weil er die Fehler nie bei sich, sondern immer bei den anderen gesucht hat. Dieses übertriebene Vertrauen in sein Können machte einen Großteil der Stärke des begnadeten Tennisspielers aus. Warum ich ausgerechnet hier den "BadBoy" des US-Tennis erwähne? Weil ich auch ein bisschen wie "Big Mac" bin. Ich bin sehr ehrgeizig und suche beim Spielen die Gründe für meine Niederlagen beim Spielen ebenfalls gerne woanders: Beim Würfelpech, mangelndes Kartenglück, sich unfair gegen mich verbündende Mitspieler oder gleich bei Schwächen im Spielsystem.

So auch bei meiner ersten Partie "Takenoko", einem Spiel von Matagot, bei dem ich eine empfindliche Niederlage einstecken musste: abgeschlagen Letzter! In meinen Augen eindeutig ein Fehler des Spiels, das mir keine Chance auf ein besseres Ergebnis ließ. Dabei sah alles anfangs so vielversprechend aus.

Schon das Spielmaterial macht neugierig: Das Cover in pink und violetten Tönen, welches einen Pandabären mit Regenschirm zeigt, der durch einen Bambuswald spaziert; mehrsprachige Hefte, die in Comic-Form die Regeln sowie die Spielgeschichte erzählen; große sechseckige Plättchen, welche Geländefelder darstellen, auf denen Bambus wächst; Bambusstücke in den "Zuckerlfarben" rosa, grün und gelb, die sich schön aufeinander stecken lassen; 2 fein modellierte Figuren (Panda und Gärtner); Bewässerungskanäle in Form von Holzstäben; Aufgabenkarten, Spielertafeln, Wetterwürfel, Aktionssteine und Verbesserungsplättchen. Alles sauber und passend geordnet im Schachteleinsatz untergebracht.

Auch die Story ist erfrischend neu und reizvoll. Der japanische Kaiser hat vom chinesischen Monarchen zum Zeichen der Verbundenheit beider Länder einen Panda als Geschenk erhalten. Wir übernehmen nun einerseits die Rolle des Gärtners, der Bambusbeete anlegt, bewässert und zum Wachsen bringt, schlüpfen aber auch in die Rolle des gefräßigen Pandas, der sich seinen Bauch mit Bambusstücken vollschlägt. Der Kaiser gibt uns Spielern Aufgaben in Form von Karten, für deren Erfüllung wir mit Punkten belohnt werden. Wer schließlich den meisten Bambus heranzieht und die Beete am besten pflegt, während er den wählerischen Panda füttert, gewinnt das Spiel.

Um die geforderten Aufgaben zu erfüllen, stehen uns fünf mögliche Aktionen zur Verfügung, von denen wir in unserem Zug 2 verschiedene ausführen dürfen. Wir können etwa neue Beete anbauen. Zu Beginn gibt es ja nur ein Gartenteich-Feld in der Mitte des Tisches. Wir ziehen 3 verdeckte Beete vom Stapel und legen eines davon an die Auslage an, entweder an den Gartenteich oder so, dass es mindestens an zwei andere Beete grenzt. Bewässerte Beete erhalten sofort ein Stück Bambus in der Farbe des Beetes.

Doch nur Beete, die direkt an den Gartenteich grenzen oder einen Wassertank besitzen, gelten automatisch als bewässert. Deshalb kann es sinnvoll sein, einen Bewässerungskanal aus dem allgemeinen Vorrat zu nehmen. Den Kanal darf man entweder sofort platzieren, um ein oder mehrere Beete zu bewässern, oder auch auf der Spielertafel für einen späteren (kostenlosen) Einsatz lagern.

Damit der Bambus so richtig sprießen kann, benötigt man den Gärtner. Man bewegt ihn in gerader Linie auf ein beliebiges Bambusfeld, wo der Bambus sofort ein Stück weiter wächst, vorausgesetzt natürlich, das Beet ist bewässert. Aber auch auf angrenzenden, farbgleichen Bambusfeldern findet gleichzeitig ein Wachstum statt. Die maximale Höhe eines Bambus ist jedoch 4 Stück. Der Panda macht eigentlich genau das Gegenteil: Wer diesen geradlinig auf ein beliebiges Beet zieht, darf vom Bambushalm ein Stück "fressen", also entfernen und auf seine Spielertafel legen.

Die letzte Aktionsmöglichkeit ist das Ziehen einer neuen Aufgabenkarte, was allerdings nur dann erlaubt ist, solange das Limit von 5 Handkarten noch nicht ausgeschöpft ist. Die Aufgabenkarten kommen in drei Stapeln vor, sauber getrennt nach ihrer Art. Bei der Aufgabe "Beete" müssen 3 oder 4 Beete in der exakten Anordnung der Abbildung vorhanden sein, außerdem gilt die Aufgabe nur dann als gültig, wenn alle diese Beete bewässert sind. Eine Aufgabe "Gärtner" gibt vor, wie viele Bambushalme einer bestimmten Farbe welche Höhe haben müssen. Bei den meisten Aufgaben ist nur ein Halm in voller Höhe (4 Stück) zu errichten, dafür darf des Beet entweder keine oder nur eine bestimmte Verbesserung aufweisen. Bei den Aufgaben "Panda" müssen einfach Bambusstücke in der angegebenen Anzahl und Farbe abgegeben werden.

In seinem Zug darf ein Spieler beliebig viele Aufgabenkarten erfüllen und offen vor sich ablegen, wenn zu diesem Zeitpunkt die erforderlichen Bedingungen gegeben sind. Dies zählt nicht als Aktion. Die darauf vermerkten Punkte - je nach Schwierigkeitsgrad zwischen 2 und 8 Punkte - zählen am Ende als Siegpunkte. Wer zuerst eine von der Spielerzahl abhängige Anzahl an Aufgaben erfüllt, erhält als Belohnung noch die Spezialkarte "Kaiser" (Wert 2 Punkte), dann ist jeder andere Spieler noch ein Mal dran, bevor die Schlussabrechnung erfolgt.

Wie bereits erwähnt, lief der erste Praxistest alles andere als erfolgreich für mich. Ich hatte für mein Empfinden zu wenig Einfluss auf das Spielgeschehen. Auch klagte ich über Pech beim Würfeln. Vor jedem Zug wird nämlich der Wetterwürfel geworfen, dessen Symbol sich dann auf den Spielzug auswirkt. Zu den besseren Wetterbedingungen zählen "Sonne" (1 zusätzliche Aktion), Gewitter (den Panda auf ein beliebiges Beet stellen und von dort 1 Bambusstück nehmen) und das "Fragezeichen", bei dem man sich das Wetter aussuchen darf. Auch "Wolken" (nur durch sie gelangt man an eine "Verbesserung") und "Regen" (Wachstum auf einem beliebigen Beet) können noch sinnvoll ein. "Wind" hingegen ist ein richtiges Un-Wetter, denn von dem damit erlaubten Recht, 2 gleiche Aktionen durchführen zu können, wird eher selten Gebrauch gemacht.

Ein weiteres Element, das recht glückslastig ist, stellt das Beete nachziehen dar. Zwar ist durch die Verteilung der Farben - grüne Bambusbeete kommen 11 x vor, gelbe noch 9 x, die rosa Beete hingegen bloß 7 x - eine gewisse Wahrscheinlichkeit gegeben. Aber die darauf abgebildeten Verbesserungen können recht ungleichmäßig verteilt sein. In jeder Farbe gibt es einige mit eigenem Wassertank (sind automatisch bewässert), Umzäunung (schützt vor dem Panda) und Gartenpflege (beschleunigtes Bambuswachstum). Wer Pech hat, findet ein für ihn wichtiges Beet mit einer bestimmten Verbesserung lange Zeit nicht. Außerdem hat sich in der deutschen Regel ein Fehler eingeschlichen: Die Regelpassage, dass nach dem Ziehen die zwei nicht gewählten Beete wieder oben auf den Stapel gelegt werden, gehört dahingehend geändert, dass diese beiden Beete unter den Stapel kommen. Das garantiert einen besseren Durchlauf des Stapels, aber leider nicht, dass man ein dringend benötigtes Plättchen auch tatsächlich kriegt.

Und schließlich gibt es ja unter den Aufgabenkarten leichtere Aufgaben und solche, die sehr schwierig zu erfüllen sind. Hat man zu viele Aufgaben der letzteren Sorte, ist schnell mal die Kartenhand blockiert, was auch sehr frustrierend sein kann. Da hilft es dann recht wenig, dass man für schwerere Aufgaben höhere Siegpunkte bekommen kann.

Da ich aber ein gewissenhafter Spielekritiker bin, und eine einzige Partie mit einer persönlichen Niederlage nicht Grundlage für eine ordentliche, möglichst objektive Rezension sein darf, habe ich dem Spiel eine zweite Chance gegeben. Und eine dritte, eine vierte, usw. Und siehe da, das Spiel funktioniert, ja es gefällt mir mittlerweile sogar ganz gut.

Die Begründung dafür liegt an einer kleineren Spielerzahl. Zu viert ist meines Erachtens der Einfluss des einzelnen nicht ausreichend gegeben, wodurch es zu den erlebten Ungerechtigkeiten kommen kann. Sicher: Wenn man dies akzeptiert, kann man auch in voller Besetzung Spaß dran haben, und wenn es ziemlich ausgeglichen zugeht - wie es bei uns auch schon passiert ist - läuft es ganz gut. Zu zweit und zu dritt funktioniert das Spiel jedoch wesentlich besser, sogar absolut reibungslos. Das Glück relativiert sich dann, da man öfters dran ist und selbst schwieriger Aufgaben meistern kann.

Besonders gut finde ich die Verknüpfung von konstruktivem Spiel (Beete anlegen und Bambus sprießen lassen) mit dem destruktiven Element des Pandas. Nur wer beides geschickt miteinander kombiniert, und gut auf die möglichen Optionen der Mitspieler reagiert, kann sich auf Dauer durchsetzen. Antoine Bauza ist damit zwar kein Überflieger wie sein mehrfach preisgekröntes "7 Wonders" gelungen, aber "Takenoko" - übrigens das japanische Wort für "Bambussprößling" - ist sowohl optisch als auch spielerisch gelungen. Daher trotz anfänglicher Skepsis und Ablehnung doch noch eine klare Empfehlung!

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde