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Knobelritters Spielearchiv - Tweeeet

Art des Spiels: kooperativer Wettflug
Spieleautor:    Corné van Moorsel
Verlag:         Qwali Games
Jahrgang:       2012
Spielerzahl:    2 bis 6 Spieler
Alter:          ab 7 Jahren
Dauer:          ca. 30 Minuten
Preis:          ca. € 25,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Partyspieler (+)

"Tweeeet" - wer sich bei diesem Titel nun eine Abhandlung zu Twitter, Facebook oder irgendeiner anderen modernen Kommunikationstechnik erwartet, kennt mich schlecht. Für mich ist dieses neumodische Zeugs ein Gräuel. Ich kommuniziere am liebsten noch auf die gute, alte Art persönlich mit Freunden und Familie, selbst telefonieren finde ich als einen schwachen Ersatz dafür. Nein, im Spiel "Tweeeet" geht es um Gezwitscher von Vögeln, und nicht um dummes, oberflächliches Geschwätz im Internet.

Jeder Spieler übernimmt die Rolle eines Piepmatzes - entweder eines Rotkehlchen oder eines Blaukehlchen - und versucht, möglichst viel Futter zu seinem Nistplatz zu bringen. Die Vögelchen beginnen alle auf dem Startfeld im Süden. Nördlich davon werden 3 längliche Landschaftstafeln angelegt, sodass eine Landschaft mit Wiesen und ein paar Seen entsteht.

Viel wichtiger sind jedoch die Futterplätze, die unregelmäßig auf den Feldern verteilt sind. Da locken nahrhafte Nüsse, fruchtige Johannisbeeren und Erdbeeren, saftige Raupen und g'schmackige Käfer. All diese Beeren und Insekten haben unterschiedliche Nährwerte, wie auf der Starttafel angegeben. Nüsse etwa haben lediglich einen Wert von 1, während als anderes Extrem ein fetter Käfer satte 5 wert ist.

Zwei Prinzipien aus der Zoologie bestimmen die Aktionen eines Spielers. Zuerst einmal der Selbsterhaltungstrieb. Jeder Vogel ist bestrebt, auf dem Weg zu seinem Nistplatz so viel Futter wie nur möglich einzusammeln, oder zumindest nicht zu verhungern. Wer an der Reihe ist, fliegt zu einem beliebigen Futterplatz. Der Flug kostet ihn jedoch Nährwerte entsprechend seiner Flugweite. Dabei herrscht absolute Territorialherrschaft, von anderen Vögeln besetzte Felder dürfen also weder betreten noch überflogen werden, sondern müssen umflogen werden. Aber auch die Seen stellen unüberwindbare Hindernisse dar, vielleicht haben die gefiederten Wesen Angst davor. Die Wegzehrung und das gefundene Futter dürfen jederzeit entsprechend ihres Nährwertes "gewechselt" werden.

Nach jedem Flug wird überprüft, ob es zu einer "Horizonterweiterung" kommt. Nördlich des vordersten Vogels müssen stets drei freie Landschaftstafeln liegen, gegebenenfalls müssen entsprechend viele Tafeln nachgelegt und Futter auf die abgebildeten Futterplätze verteilt werden. Die Auslage wächst deshalb im Laufe des Spiels nach Norden, während der Nachziehstapel der Landschaftstafeln immer kleiner wird. Die allerletzte Tafel wird schließlich mit der Nestseite nach oben angelegt. Hier befinden sich die Nester, welche die Vögel anzusteuern haben. Hat der erste Vogel einer Art ein Nest erreicht, müssen alle anderen Vögel dieser Sorte das selbe Nest anfliegen. Hier tritt vermutlich das Prinzip der Arterhaltung ein, denn wenn sich in jedem Nest nur ein Vogel befände, stünde es schlecht um deren Fortpflanzung.

Apropos Arterhaltung: Die Spieler gewinnen das Spiel nicht als Individuum, sondern als Gruppe. Die Nährwerte aller Blaukehlchen werden zusammengezählt und mit den gesammelten Nährwerten aller Rotkehlchen verglichen. Die Vogelart, welche insgesamt das meiste Futter ins Nest schaffen könnte, hat im beinharten zoologischen Wettbewerb die besseren Zukunftsaussichten und gewinnt das Spiel.

Dieses Teamspiel ist das, was "Tweeeet" aus der Masse der Spiele hervorhebt. Es macht einfach mehr Spaß, gemeinsam ein Ziel zu verfolgen. Mit jedem Spielzug müssen daher auch die Möglichkeiten der gegnerischen und der eigenen Mannschaft bedacht werden. Beratungen über die gemeinsame Vorgehensweise und Absprachen sind daher an der Tagesordnung. Bei einer ungeraden Spielerzahl zählt übrigens nicht die Gesamtmenge des gesammelten Futters, sondern es wird der Durchschnitt berechnet.

In unseren Spielrunden haben sich meist zwei kleinere "Strategien" herauskristallisiert. Man kann versuchen, sich stets weit vorne, also nördlich aufzuhalten, um die besten Futterplätze "abgrasen" zu können und die Konkurrenten bei Engstellen zu blockieren. Oder man bleibt eher hinten, und sammelt mit geringen Kosten die Reste ein. Beides kann von Erfolg gekrönt sein, es hängt halt stark von den Aktionen von Freund und Feind ab.

Trotz aller taktischen Überlegungen bleibt doch ein beträchtlicher Glücksanteil übrig. Der modulare Spielaufbau schafft zwar immer wieder neue Landschaften und Voraussetzungen, das zufällige Aufdecken von Landschaftstafeln kann sich aber positiv oder negativ auf das Spielgeschehen auswirken. Mancher kann sich über leckeres Futter direkt vor seinem Schnabel freuen, für andere kann es sich als fatal erweisen, wenn beispielsweise durch die Seen Sackgassen entstehen, welche einzelne Vögel zur Umkehr zwingen.

Je mehr Spieler mitmachen, umso härter ist auch der Überlebenskampf. Gerade bei 5 bis 6 Spielern wird das Futter schnell knapp, und es kann durchaus vorkommen, dass Vögel keine Futterplätze mehr erreichen können und so richtiggehend verhungern. Jeder Vogel, der es nicht bis ins gemeinsame Nest schafft, zählt einen Minuspunkt.

Noch ein Wort zum Spielmaterial: Die Qualität der Spielregel und der Plättchen ist bei "Cwali Games" ja seit einigen Jahren sehr gut. Doch mit den fünf verschiedenen Futtersorten und den Vogelfiguren schießt Corné van Moorsel wirklich den Vogel ab. Ich frage mich, woher er die gelben Miniaturraupen, die detaillierten Marienkäfer, die Weintrauben, Erdbeeren und Nüsse, und schließlich die plastischen Vogelfiguren bezieht. Das schaut so niedlich aus, dass es sofort zum Drauf-Losspielen einlädt. Einziger Kritikpunkt: Die Vögel unterscheiden sich bloß an den Schwanzfedern und sind deshalb nicht so schnell auseinanderzuhalten. Und die 6 Farb-Chips, welche die Farben der Spieler anzeigen sollen, sind etwas mickrig ausgefallen.

Doch das kann den Spielspaß von "Tweeeet" nicht trüben. In unserem Spieleklub landet traditionell ein Teamspiel zum Abschluss eines Spieleabends auf dem Spieltisch, und da stellt "Tweeeet" schon eine echte Alternative zu "Dog" oder "Tichu" dar, vor allem bei ungeraden Spielerzahlen.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde