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Knobelritters Spielearchiv - Union Pacific

Art des Spiels: Eisenbahn- und Aktienspiel
Spieleautor:    Alan R. Moon
Verlag:         Amigo Spiele
Jahrgang:       1999
Spielerzahl:    2 bis 6 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          ca. 90 Minuten
Preis:          ca. € 25,-
Auszeichnung:   nominiert zum "Spiel des Jahres" 1999

Tagadag tagadag...

Gemütlich schlenderte ich durch die Hallen der Nürnberger Spielwarenmesse, da hörte ich dieses immer lauter werdende Geräusch.

Tagadad tagadag...

Ein Zug! Das klingt wie das Schienenrattern einer Eisenbahn!

Ich blickte aufgeschreckt um mich.

Tagadag tagadag...

UuuuuUuuuuuuu!

Fast hätte ich mich mit einem Riesensatz vor der drohenden Gefahr einer heranbrausenden Lokomotive in Sicherheit bringen wollen, aber dann siegte die Vernunft. Wo hätte auch hier, mitten in der Messehalle, noch dazu im 1. Stock, ein Zug fahren sollen?! Des Rätsels Lösung war schnell gefunden: Amigo Spiele machte auf diese Weise akustisch auf sein neuestes Spiel "Union Pacific" aufmerksam. Eine recht wirksame, aber für die umliegenden Stände sicher etwas störende Werbemaßnahme.

Die Botschaft ist jedenfalls rübergekommen: Es geht bei "Union Pacific" um Eisenbahnen. Ein Blick auf das Spielmaterial gibt noch mehr Aufschluss. Der Spielplan zeigt die Vereinigten Staaten mit einem vorgegebenen Streckennetz. Die Startbahnhöfe von 10 verschiedenen Eisenbahngesellschaften sind schon eingezeichnet, jede von ihnen erhält anfangs auch schon einen Streckenabschnitt, dargestellt durch eine kleine Lokomotive in der Farbe der Gesellschaft. Interessanterweise gibt es vier verschiedene Schienenarten und jede Gesellschaft hat eine andere Schienenverteilung. So darf sich die größte Gesellschaft "El Paso & Rio Grande" auf allen Schienenarten ausbreiten, während beispielsweise die "Empire State Line" nur auf einem einzigen Schienennetz im Nordosten der USA fahren kann.

Doch nicht nur darin unterscheiden sich die einzelnen Eisenbahngesellschaften, sondern auch in der Anzahl der Lokomotiven, entscheidend für ihre Ausdehnung und Größe. Die bereits erwähnte "El Paso & Rio Grande" hat als die größte Gesellschaft stolze 23 Lokomotiven, die "Wyoming & Western" als anderes Extrem kann ihr Streckennetz auf höchstens 7 Lokomotiven ausbauen.

Und schließlich gibt es noch ein weiteres Unterscheidungsmerkmal der Gesellschaften: Die Aktien. Die Spieler versuchen nämlich, Aktienmehrheiten von Gesellschaften zu erlangen, welche bei einer Wertung wertvolle Prämienausschüttungen bringen. Und da ist es bei weitem schwieriger, die Mehrheit einer großen Gesellschaft zu erlangen bzw. zu halten, da es von diesen Gesellschaften auch mehr Aktien gibt. Auch hier führe ich zwei Beispiele an: Unsere "El Paso & Rio Grande" weist 18 Aktien auf und kann dadurch ziemlich umkämpft werden; die Mehrheit von "Wyoming & Western" ist hingegen leichter zu haben, schließlich gibt es nur 6 Aktien davon.

Die Aktienmehrheit einer Gesellschaft findet seinen Niederschlag bei einer Wertung. Dann werden nämlich für alle Gesellschaften Prämien für die beiden Spieler mit den jeweils meisten Aktien ausgeschüttet. Die Höhe richtet sich danach, wie viele Lokomotiven einer Gesellschaft sich schon auf dem Plan befinden. Die Spieler erhalten ihre Prämien, und nach vier Wertungen gewinnt der reichste Spieler.

Jetzt habe ich noch nicht erklärt, wie die Gesellschaften erweitert werden, und wie die Spieler zu ihren Aktien kommen. Der Mechanismus dafür macht den Spielreiz von "Union Pacific" aus. Zu Spielbeginn werden den Spielern vier Aktien des gut gemischten Aktienstapels (sowie drei Schienenkarten) ausgehändigt wurden, weitere vier Aktien werden offen ausgelegt. In den restlichen Aktienstapel werden dann nach einem bestimmten Schema 4 Wertungskarten eingemischt. Dann beginnt das Spiel.

Wer an der Reihe ist, hebt eine Schienenkarte ab und hat dann die Möglichkeit zwischen 2 Aktionen: Entweder das Schienennetz einer Gesellschaft erweitern oder Aktien aus der Hand offen ausspielen. Wird das Schienennetz einer Gesellschaft erweitert, also eine passende Lokomotive auf dem Plan gesetzt, müssen zwar einige Regeln eingehalten werden (vor allem erlaubte Schienenart, passende Schienenkarte und ähnliches), dafür darf der Spieler eine neue Aktie nachziehen, vom verdeckten Stapel oder eine der vier offen ausliegenden. Spielt man hingegen eine oder mehrere Aktienkarten aus der Hand aus (auch hier gibt es Regeln), darf man keine Aktie nachziehen, man muss sogar wieder eine Schienenkarte ungenützt ablegen. Beide Aktionen sind gleichermaßen wichtig: Der Ausbau, damit eine Gesellschaften mehr ausschüttet; das Ausspielen der Aktien, damit man selber davon profitieren kann. So steht der Spieler sehr oft vor der Qual der Wahl. Wann eine Wertungskarte auftaucht, ist nie ganz sicher und verschärft diesen Zwiespalt sogar noch, da ja nur durch einen Streckenausbau Aktien nachgezogen werden und man sich dadurch einer Wertung nähert. Der daraus entstehende Nervenkitzel verbunden mit dem Dilemma-Effekt, nicht gleichzeitig beide Aktionen durchführen zu können, macht "Union Pacific" so fesselnd.

Nun ist "Union Pacific" nicht unbedingt eine Neuheit. Es ist vielmehr eine Neuausgabe von "Airlines" vom selben Autor Alan R. Moon, erschienen 1990 bei Abacus Spiele. Optisch ist die neue Ausgabe durchaus gelungen, und auch das neue Gewand (Eisenbahnthema statt Luftlinien) passt dem Spiel besser. Neben einigen kleinen Veränderungen (4 statt 3 Wertungen, 4 verschiedene Schienenarten statt 5 "Luftnetze", 10 statt 9 Gesellschaften, usw.) wurde aber auch ein neues Spielelement hinzugefügt, nämlich eine Eisenbahngesellschaft, die dem Spiel ihren Namen gibt: die "Union Pacific". Sie hat kein Streckennetz, es gibt lediglich 20 Aktien davon. Die Aktien dieser Gesellschaft kann man nicht nur anstelle einer normalen Aktie erwerben, wenn man sich für die Erweiterung eines Netzes entschieden hat, man kann dann sogar zusätzlich eine andere Aktie gegen eine "Union Pacific"-Aktie eintauschen. Bei der 1. Wertung gibt es für die "Union Pacific" noch keine Ausschüttung, dafür gibt es ab der 2. Wertung steigende Ausschüttungen für die fünf aktienstärksten Spieler.

Trotz des spannenden Spielverlaufs und der guten Aufmachung habe ich beim Spielen dennoch einige Schwächen bzw. Ungereimtheiten festgestellt. Da stellt sich erstens einmal die Frage, ob die Schienenkarten einen Sinn haben. Ist es entscheidend, die richtige Schienenkarte auf der Hand zu haben, dann bedeutet das zufällige Ziehen der Schienenkarte einen unnötigen Glücksfaktor. Sind sie hingegen nicht so wichtig (wie manche Mitspieler meinen), dann kann man getrost auf sie verzichten. Meiner Meinung nach genügt die Einschränkung vollauf, die sich aus dem Zusammenspiel der geografischen Anordnung der Schienennetze und den verschiedenen Schienenarten der Gesellschaften ergibt.

Ein zweiter Punkt, der das Errechnen der Prämienausschüttungen wesentlich erleichtern, und auch während des Spiels einen besseren Überblick bieten würde, wäre eine kleine Tabelle am Spielplan, auf dem die momentane Größe einer Gesellschaft festgehalten würde. Damit entfiele das lästige Nachzählen der Lokomotiven.

Trotz dieser Verbesserungsmöglichkeiten kann ich "Union Pacific" wirklich empfehlen, denn die eineinhalb Stunden, die das Spiel dauert, gestalten sich recht spannend und abwechslungsreich. Das Material ist in Ordnung und die Spielregel übersichtlich gestaltet. Die Jury "Spiel des Jahres" hat das Spiel völlig zu Recht auf die diesjährige Auswahlliste gesetzt, nach dem Erfolg von 1998 ("Spiel des Jahres" für "Elfenland") eine weitere Auszeichnung für Verlag und Autor.

p.S.: Man kann "Union Pacific" nicht nur ohne Schienenkarten, sondern auch ganz ohne Spielplan spielen, als reines Kartenspiel also. Zugegebenermaßen eine radikale Kürzung, aber es funktioniert beinahe so gut wie als Brettspiel...

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde