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Knobelritters Spielearchiv - Valletta

Art des Spiels: Deck- und Gebäudebauspiel
Spieleautor:    Stefan Dorra
Verlag:         Hans im Glück
Jahrgang:       2017
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 75 Minuten
Preis:          ca. € 35,-

Zielgruppen:    Spielexperten ++
                Gelegenheitsspieler (+)

Nachdem ich mich als Rezensent für dieses Spiel eingetragen habe, muss ich mal kurz resümieren, was ich bis dahin alles über Malta wusste. Also, die Insel ist nicht sonderlich groß und liegt irgendwo im Mittelmeer. Der Malteserorden und das Malteserkreuz fallen mir noch ein, aber Genaueres weiß ich nichts darüber. Ach ja, und im Fußball hat unsere österreichische Nationalmannschaft einmal - ich glaube im Jahr 1977 - 9:0 gewonnen, mit 6 Toren von Cordoba-Held Hansi Krankl.

Na ja, besonders viel ist da nicht gerade hängengeblieben. Aber das ist ja das Schöne am Spielen: Man lernt immer wieder was Neues hinzu. Bei so einer - fast schon blamablen - Bildungslücke über Malta kommt das Spiel "Valletta" gerade recht, in dem wir erfahren, wie Jean de la Vallette, der 49. Großmeister des Malteserordens am 28. März 1566 den Grundstein für den Bau der Hauptstadt gelegt hat. Wir Spieler versuchen, uns erfolgreich an der Errichtung von Gebäuden zu beteiligen.


Die Gebäude kommen auf Gebäudekarten in drei Farben (grün, blau und gelb) vor. Je nach Spieleranzahl wird eine bestimmte Anzahl an Karten in fünf Spalten oberhalb und unterhalb der Straße ausgelegt. Die Errichtung dieser Gebäude sorgt für den Großteil der Siegpunkte, die es bei "Valletta" zu holen gibt.

Um diese Gebäude bauen zu können, verfügt jeder Spieler über einen eigenen Satz Personenkarten. Von den acht Karten nimmt er fünf auf seine Hand. Wer an der Reihe ist, spielt genau 3 Personenkarten aus und führt die entsprechenden Aktionen aus. Die meisten von ihnen verschaffen ihm Güter, beispielsweise bringt ihm der Holzfäller 1 Holz ein.

Mit ausreichend Gütern versorgt, kann schließlich mit dem Baumeister, einer der wichtigsten Personen im Startdeck, ein Gebäude gebaut werden. Man wählt ein noch nicht errichtetes Gebäude, zahlt die darauf vermerkten Baukosten und stellt ein Häuschen in seiner Farbe darauf.

Neben den angegebenen Siegpunkten, welche das Gebäude am Spielende wert ist, bringt ein Gebäude noch weitere Vorteile. So reduziert ein Gebäude in Folge für dessen Besitzer die Baukosten von angrenzenden Gebäuden um 1 Münze, und kann die Rohstofferträge bei bestimmten Personenkarten steigern. Am wichtigsten jedoch: Der Spieler erhält mit dem Bau eines Gebäude die dazugehörende Personenkarte, welche in der Regel eine bessere und lukrativere Aktion ermöglicht als jene der Startpersonen.

Auch der Stadtgründer selbst hat im Spiel eine bedeutende Funktion. Wer die violette Karte "Jean de la Vallette" ausspielt, bewegt die entsprechende Figur um ein Feld nach vor, deckt das auf dem erreichten Feld befindliche Fass auf und nimmt sich das darauf abgebildete Gut. Außerdem gestattet er dem Spieler, entweder eine Person aus seiner Hand zu entlassen oder eine neue Person (aus dem allgemeinen Personenvorrat) einzustellen. Seine Position auf der Straße ist zudem noch wichtig für einen eventuellen Baubonus in Form von 2 Extra-Siegpunkten für Bauvorhaben, die er in derselben Spalte "sehen" kann.

Das Spiel geht in die Endphase, wenn eine von 3 Bedingungen erfüllt sind: Ein Spieler baut sein 8. Haus, die Figur von Jean de la Vallette wird auf das letzte Fass gezogen, oder ein Spieler erreicht 25 Siegpunkte. Nun mischen alle Spieler ihren Ablage- und Nachziehstapel zusammen und legen diesen als neuen Nachziehstapel bereit. Es wird dann so lange weiter gespielt, bis der letzte Spieler seine letzte Handkarte ausgespielt hat.

Am Ende erhalten alle Spieler noch die Punkte, die auf ihren Gebäuden angegeben sind, sowie für je 3 übrig gebliebene Güter 1 Punkt. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat am meisten am Bau der neuen Hauptstadt mitgewirkt und wird von Jean de la Vallette reichlich belohnt.


Rohstoffe sammeln und anschließend einsetzen, um Gebäude bauen zu können, welche die für den Spielsieg wichtigen Siegpunkte bringen sollen - dies alles klingt auf den ersten Blick nicht sonderlich originell. Das hört sich nach Ressourcenmanagement an, wie wir es schon in zahlreichen Spielen angetroffen haben.

Aufmerksamen Lesern dürfte aber - zwischen den Zeilen - etwas aufgefallen sein, was ich in der Beschreibung ausdrücklich zu erwähnen vermieden habe. Dass man mit der Errichtung eines Gebäudes gleichzeitig eine neue Personenkarte erhält, deren Fähigkeiten in der Regel besser als jene des Startdecks sind, lässt an einen anderen Spielmechanismus erinnern. Ja, wir haben es hier tatsächlich auch mit Deckbuilding zu tun!

Wie bei den meisten Deckbau-Spielen besitzt auch hier jeder ein - anfangs nicht sehr starkes - Startdeck. Ausgespielte Karten kommen wie gewohnt auf den Ablagestapel, welcher neu gemischt wird, wenn der Nachziehstapel aufgebraucht ist. Mit neuen Karten und dem "Entsorgen" schwächerer Karten soll vor allem die Effektivität des Decks gesteigert werden. Dies alles finden wir auch bei "Valletta".

Ein paar grundlegende Unterschiede gibt es dennoch. So muss jeder Spieler in seinem Zug immer genau 3 Karten ausspielen, wie auf der Spielerablage deutlich zu erkennen ist. Neue Karten kommen dafür aber nicht auf den Ablagestapel, sondern können sofort auf die Hand genommen und sogar noch im selben Zug eingesetzt werden, wenn man noch eine Aktion übrig hat.

Die Personenkarten sind übrigens farblich codiert. Die Basiskarten sind hauptsächlich rot gekennzeichnet. Die anderen Karten sind mit den Farben der Gebäude ident. Die grünen Personen dienen der Rohstoffbeschaffung und sind dabei meistens besser als die roten Personen. Mit ihnen erhält man nicht bloß ein einziges Gut, sondern so viele entsprechende Güter wie in den Ertragsfeldern aller eigenen Gebäude abgebildet sind.

Die blauen Karten bieten unterschiedliche Funktionen, von der Rohstoffbeschaffung über den vorteilhafteren, kostengünstigeren Bau von Gebäuden bis hin zu ein paar Möglichkeiten, seine Mitspieler zu ärgern. So erlaubt etwa der "Zöllner", von jedem Mitspieler je 1 Gut (Holz, Ziegel oder Stein) abzunehmen, von dem er mindestens 3 Stück besitzt.

Die gelben Karten - sie stellen wichtige, historische Persönlichkeiten dar, die zum Bau der Stadt Valletta beigetragen haben - bringen Punkte während des Spiels. Um diese Siegpunkte zu erhalten, die man mit seiner Figur auf der Straße vorrückt, muss man entweder bestimmte Güter abgeben, oder über Gebäude einer bestimmten Art verfügen. So bringt etwa "Papst Pius V." einen Siegpunkt für jedes aufgewertete Gebäude.

Das Aufwerten eines Gebäudes funktioniert übrigens ähnlich dem Bauen. Man benötigt ebenfalls einen Baumeister, gibt die benötigten Rohstoffe (bis auf Gold) noch einmal ab und dreht die Gebäudekarte auf die Rückseite um. Dies bringt vor allem einmal doppelte Siegpunkte, und auch die möglichen Rohstofferträge (bei grünen Personenkarten) erhöhen sich. Allerdings gibt es dafür halt keine neue Personenkarte.

Auch wenn es verschiedene Vorgehensweisen gibt, an die Siegpunkte zu gelangen, so folgen die meisten davon einem logischen Schema. In der Anfangsphase geht es darum, ein paar günstige, leistbare Gebäude zu errichten. Mit Hilfe der neuen Personenkarten können dann weitere Gebäude, bevorzugt benachbart und daher etwas billiger, gebaut werden. Danach gilt es, Stärken und Nutzen seiner Gebäude und Personen geschickt aufeinander abzustimmen und eine gut funktionierende Balance in seinem Deck zu finden. Die Personenkarte "Jean de la Vallette" spielt dabei eine zentrale Rolle, da mit ihr Personen entlassen oder eingestellt werden können. Im späteren Spielverlauf sollte man dann versuchen, seine Gebäude aufzuwerten und weitere Siegpunkte mit passenden gelben Personenkarten zu generieren.

Dies alles ist herausfordernd, aber nicht zu komplex, gerade richtig für ein anspruchsvolles Spiel mit einer angenehmen Spieldauer von etwas mehr als einer Stunde. Besonders knifflig finde ich die Entscheidung, ob und welche Personen entlassen werden sollen. Normalerweise ist ein schlankes Deck effizienter, weil die wichtigen Schlüsselkarten für die eingeschlagene Strategie öfter auftauchen. Wird bei "Valletta" jedoch die Endphase eingeleitet, mischt jeder Spieler sein Deck (mit Ausnahme der Handkarten) ein letztes Mal zu einem Nachziehstapel, der nur mehr genau 1 x durchgespielt wird. Mit einem dünnen Deck ist man dann umso weniger oft dran. Hier gilt es, die Vor- und Nachteile des Deckbaus gut abzuwägen.

Deckbauspiele findet man ja eher in der englischsprachigen Spieleszene, während sich deutschsprachige Autoren eher selten damit beschäftigen. Stefan Dorra ist aber eine raffinierte Verschmelzung eines rohstoffbasierten Bauspiels mit Deckbauelementen gelungen. Dass dabei der Spielablauf straffer organisiert ist als bei normalen Deckbuilding Games, liegt wohl in der Natur der "German Games". Mir gefällt "Valletta" spielmechanisch ausgesprochen gut, und auch das Artwork von Landsmann Klemens Franz - schön und funktionell zugleich - weiß zu überzeugen.

Ein weiteres dickes Plus gibt es für das übersichtlich gestaltete Begleitheft, welches neben detaillierten Kartenerklärungen noch mit einer genauen Beschreibung der historischen Persönlichkeiten interessante Informationen über die Geschichte Maltas liefert und somit dazu beiträgt, dass ich nun etwas mehr über die Mittelmeerinsel Bescheid weiß wie vorher…

Franky Bayer

Bewertung: 4½ Schilde