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Knobelritters Spielearchiv - Vasco da Gama

Art des Spiels: Worker Placement Spiel
Spieleautor:    Paolo Mori
Verlag:         What's Your Game?
Vertrieb:       Huch! & friends
Jahrgang:       2009
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          60 bis 120 Minuten
Preis:          ca. € 39,-
Auszeichnung:   2. Platz beim Deutschen Spielepreis 2010

Zielgruppe:     Spielexperten ++

Vasco da Gama, da brauch' ich nicht viel erzählen, den kennt eh jeder. Ein portugiesischer Seefahrer, der Ende des 15. Jahrhunderts den Seeweg um Afrika nach Indien entdeckte. Doch im gleichnamigen Spiel des italienischen Verlages "What's Your Game?" kommen noch vier weitere Charaktere vor, die etwas weniger bekannt sind. Ich habe bei Wikipedia nachschauen müssen, um näheres über die anderen senhores zu erfahren. Bartolomeu Dias war ebenfalls ein portugiesischer Seefahrer, der noch vor da Gama als erster die Südspitze Afrikas umsegelte. Manuel I. wiederum war zur Zeit Vasco da Gamas der Herrscher Portugals, ja sogar der bedeutendste König des Landes überhaupt, denn unter seiner Herrschaft gelang der Aufbau eines ersten Kolonialreiches im Indischen Ozean. Francisco Alvares war ein portugiesischer Missionar und Entdeckungsreisender Ende des 15./Anfang des 16. Jahrhunderts, der an einer diplomatischen Mission an den Hof des äthiopischen Kaisers teilnahm. Für den letzten der vier - Girolamo Sernigi - musste ich in der englischen Wikipedia-Version suchen, da in der deutschen Fassung absolut nichts zu finden war. Girolamo Sernigi war ein italienischer Kaufmann, der eine wichtige Rolle in der Finanzierung der portugiesischen Entdeckungsfahrten spielte.

Das alles ist allerdings weniger Allgemeinbildung, sondern außer für Historiker eher Stoff für "Schotts Sammelsurium". Für uns Spieler interessant ist lediglich, dass alle in etwa derselben Epoche gelebt haben, zur Zeit der portugiesischen Entdeckungsfahrten. Im Spiel übernehmen wir deshalb auch die Rolle von reichen Reedern, die versuchen, daraus unter der Schirmherrschaft Vasco da Gamas Ruhm und Reichtum zu ernten.

Im Spiel benötigen wir für eine erfolgreiche Expedition unbedingt zwei Dinge: Ohne ein geeignetes Schiff und eine routinierte Mannschaft geht logischerweise gar nichts. Ein Schiff bekommen wir im dafür vorgesehenen Bereich des Spielplans, der seltsamerweise "Projekte kaufen" bezeichnet wird. Dort finden wir mehr oder weniger große Schiffe, wobei ihre Größe und damit auch ihre Reichweite in Zahlen ("Navigationslimit") angegeben ist. Mit kleineren Schiffchen (Werte ab 4) kommen wir maximal bis Mozambique an der Ostküste Afrikas, um Kalkutta zu erreichen, bedarf es schon mindestens einem Navigationslimit von 7. Auf jedem Schiffsplättchen ist zudem noch angegeben, wie groß die Mannschaft sein muss. Hier reicht die Mannschaftsstärke von 2 bis höchstens 5 Besatzungsmitglieder, die immer alle verschiedenfarbig sein müssen. Wer im Bereich "Projekte kaufen" tätig ist, kann entweder eines der ausliegenden Schiffe um 1 Real, oder gleich zwei für den Preis von 2 Reales kaufen. Alternativ steht in jeder Runde ein "Sao Gabriel"-Projekt zur Auswahl, das zwar bereits mit einer kompletten Mannschaft bereit steht, dessen Kaufpreis sich jedoch nach der Mannschaftsstärke richtet.

Schiffsplättchen - mit Ausnahme natürlich der erwähnten "Sao Gabriel"-Projekte - bleiben solange mit der Projektseite nach oben vor uns liegen, bis wir die dafür erforderliche Anzahl an verschiedenfarbigen Matrosen "entrichtet" haben. Um Matrosen anzuheuern, müssen wir wiederum den Spielplanbereich "Rekrutierung" aufsuchen. Hier gibt es mehrere Abschnitte ("Tavernen" wäre meiner Meinung nach ein thematisch passenderer Begriff), in denen bis zu 5 Matrosen, zufällig aus einem Stoffbeutel gezogen, auf Arbeit warten. Wenn wir hier zugreifen, können wir so viele Matrosen aus einem Abschnitt nehmen, wie wir wollen. Die Kosten dafür richten sich - unabhängig von der Anzahl der Matrosen - nach der Anzahl der verschiedenen Farben. So kosten 5 violette Matrosen lediglich 1 mickrigen Real, drei Matrosen in drei Farben (zum Beispiel in türkis, grau und orange) jedoch schon 6 Reales. Auch Kapitäne sind im Rekrutierungsbereich erhältlich, wobei wir für 1 Kapitän so viele Reales blechen müssten, wie wir insgesamt Matrosen angeheuert haben. Das bedeutet, dass wir 1 Kapitän kostenlos in unsere Expedition aufnehmen können, wenn wir sonst keinen einzigen Matrosen rekrutiert haben.

Haben wir Schiff und Mannschaft (mitsamt einem Kapitän) beisammen, können wir endlich im Bereich "Navigation" des Spielplans aktiv werden, um eine oder mehrere Expeditionen zu starten. Wir suchen uns einen Zielhafen aus, und schicken beliebig viele unserer Schiffe dorthin auf die Reise. Allerdings können wir dabei jedes Schiff nur auf ein leeres Schiffsfeld setzen, deren Wert das Navigationslimit des Schiffs nicht überschreitet. Neben der entsprechenden Anzahl an Siegpunkten erhalten wir für jedes Schiff noch einen kostenlosen Bonus, der vom Zielhafen abhängt (zum Beispiel 2 Reales in Mombasa).

Eigentlich sind mit diesen drei Bereichen - Projekte/Schiffe, Rekrutierung und Navigation - schon alle wichtigen Aspekte für erfolgreiche Expeditionen abgedeckt. Es ist aber dieser beinharte Konkurrenzkampf, dieses zähe Ringen um wertvolle Siegpunkte, das uns Reeder dazu treibt, jeden noch so erdenklichen Vorteil für uns auszunutzen. Und wer könnte da wohl hilfreicher sein als die eingangs erwähnten einflussreichen Persönlichkeiten? Im vierten Bereich des Spielplans - "Charaktere" genannt - haben wir die Möglichkeit, uns die Unterstützung der fünf historischen Figuren zu sichern. Vom großen Vasco da Gama höchstpersönlich können wir finanzielle Unterstützung für unsere Projekte erhalten, er spendiert in jeder Runde einen größeren und einen kleineren Betrag an Goldmünzen. Manuel I. - der König - verschafft uns mehr Aktionsspielraum, wir erhalten von ihm eine zusätzliche - fünfte - Aktionsscheibe. Bartolomeu Dias (der Anführer) hilft uns, die Initiative zu übernehmen, was uns neben 2 Siegpunkten den Startspielervorteil für die nächste Runde sichert. Der Priester Francisco Alvares wiederum schickt uns einen seiner Missionare mit auf die Reise; die weiße Spielfigur wirkt wie ein zusätzlicher Matrose und ist für größere Expeditionen fast unentbehrlich. Girolamo Sernigi wiederum versorgt uns mit einem Handelsschiff, mit dem wir zwar keine zusätzlichen Siegpunkte erlangen, dafür aber wertvolle Felder im Navigationsbereich besetzen können. Für sich allein gesehen sind die Charaktere sicher nicht absolut spielentscheidend, aber die richtige Unterstützung zum passenden Zeitpunkt kann schon den Unterschied ausmachen.

Okay, jetzt wissen wir, was wir alles brauchen, und wo wir es bekommen können. Bleibt nur mehr die Frage, wie wir zu alldem kommen? Dazu haben wir unsere 4 Aktionsscheiben, die wir im Laufe einer Runde in die vier Bereiche platzieren. Ein typisches "worker placement"-Spiel also? Ja schon, aber eines mit durchaus innovativen Ideen. Anders als in den meisten Spielen dieser Art erhalten wir nicht direkt die gewünschte Aktion bzw. das gewünschte Objekt. Sind wir an der Reihe, nehmen wir vom Spielplan einen noch verfügbaren Zahlenstein (die Werte gehen von 1 bis 20) und setzen ihn zusammen mit einer unserer Aktionsscheibe in den beabsichtigten Bereich. Nachdem jeder seine vier Aktionsscheiben eingesetzt hat, werden die Zahlensteine in aufsteigender Reihenfolge abgehandelt.

Logischerweise sind wir mit niedrigeren Zahlensteinen besser dran, da wir früher an der Reihe sind und dadurch eine größere Auswahl haben bzw. die vorteilhafteren Aktionen wählen können, während Spieler mit hohen Werten nur mehr das erhalten können, was übrigbleibt. Was hindert uns also daran, uns sofort die "1", die "2", etc. zu schnappen? Es sind die damit verbundenen Kosten. Die Zahlensteine mit höheren Werten sind zwar kostenlos. Für jene mit niedrigeren Werten müssen aber meist einige Reales bezahlt werden, und Geld ist im Spiel größtenteils Mangelware. Bis zu welchem Wert Aktionen gratis sind, und wie viel Geld die anderen Aktionen genau kosten, ist am Anfang jeder Runde allerdings noch nicht fix. Es wird lediglich ein ungefährer "Schwellenwert" festgelegt. Erst nachdem alle Aktionssteine eingesetzt wurden, wird das oberste "Vasco da Gama"-Plättchen aufgedeckt, welches den Schwellenwert noch um bis zu 3 nach oben oder nach unten korrigieren kann. Alle Aktionen, deren Zahlensteine höher als dieser neue Wert sind, können kostenlos durchgeführt werden, für alle anderen muss die Differenz in Reales beglichen werden. Alternativ können wir auch auf eine Aktion verzichten, und dafür unseren Barbestand um einige Reales auffetten, manchmal bleibt uns wegen Geldmangels gar nicht anderes übrig.

Siegpunkte gibt es übrigens nicht nur durch Bartolomeu Dias und das Ausschicken von Expeditionen, sondern auch in der letzten Phase jeder Runde, der "Navigation". Jedes Schiff im Navigationsbereich bringt seinem Besitzer noch die auf dem Schiffskärtchen angegebenen Siegpunkte oder Geld ein. Sobald außerdem ein Hafen voll besetzt ist, gibt es für alle dort vor Anker liegenden Schiffe Siegpunkte, je weiter ein Hafen entfernt ist, umso mehr. Anschließend rücken die Schiffe zum nächsten Hafen vor. Findet sich für ein Schiff in einem Hafen jedoch nur freie Felder, die einen höheren Wert als sein Navigationslimit aufweisen, wird es sofort aus dem Spiel entfernt. Nach 5 Runden gewinnt dann der Spieler mit den meisten Siegpunkten. Ihm gebührt die Ehre seinen Namen in die dem Spiel beiliegende "Hall of Fame" einzutragen, eine ganz nette Idee, die ich mir ebenso in anderen Spielen vorstellen könnte.

All dies ergibt in Summe ein äußerst anspruchsvolles, taktisches Spiel für Spieler, die schon etwas Spielerfahrung mitbringen. "Vasco da Gama" ist nämlich definitiv kein Spiel für Zwischendurch. Es verlangt Überlegung und Vorausplanung, was sich vor allem bei voller Spielerzahl leicht in einer längeren Spieldauer niederschlägt. Trotzdem ist man bei der ersten Partie vor Fehlern nicht gefeit. Wer sich verkalkuliert oder verspekuliert, kann schnell mal wichtige Aktionen verlieren und deshalb ins Hintertreffen gelangen. "Vasco da Gama" ist da sicher anspruchsvoller als andere Spiele dieser Gattung, da das "worker placement" nicht unmittelbar, sondern indirekt geschieht, und dadurch schwieriger zu berechnen ist. Dass dies aber bei dem Spiel ausgezeichnet gelöst wurde, und daher bei der Zielgruppe der Spielexperten und "Vielspieler" sehr gut ankommt, beweist der 2. Platz beim "Deutschen Spielepreis 2010", eine wirklich tolle Referenz. Dabei wurde der 1. Platz nur denkbar knapp um ein paar läppische Pünktchen verpasst...

Franky Bayer

Bewertung: 4 1/2 Schilde