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Knobelritters Spielearchiv - Walhalla

Art des Spiels: Mehrheitenspiel
Spieleautor:    Alessandro Zucchini
Verlag:         Amigo Spiele
Jahrgang:       2006
Spielerzahl:    3 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          ca. 60 Minuten
Preis:          ca. € 20,-

Ich muss zugeben, dass ich über die Wikinger und ihre Kultur herzlich wenig Bescheid weiß. Gerade mal ein paar Brocken aus der Schule, und dazu noch ein wenig aus den "Hägar"-Comics und aus "Wickie und die starken Männer". Odin, Thor, Wotan, die Asen, Raubzüge, Leif Eriksson, die Entdeckung Amerikas, Runen, Drachenboote, Asgard, Walhalla, die Walküren; viel mehr kann ich wirklich nicht sagen. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass es den meisten von euch wohl nicht anders ergeht.

Für meine Beschreibung von "Walhalla", dem neuesten Amigo-Spiel also eine denkbar ungünstige Ausgangslage. Darum begnüge ich mich damit, euch zu sagen, dass man darin als Wikingerhäuptling ausgedehnte Raub- und Eroberungszüge unternimmt, um neue Territorien zu erobern. Natürlich mit dem Ziel, am Ende erfolgreicher als seine Mitbewerber zu sein, sprich: mehr Punkte gesammelt zu haben.

Der Spielplan ist relativ klein und zeigt - neben einer Punkteleiste - lediglich "Walhalla". In diese "Halle der Gefallenen" der Götterburg Asgard werden - nach der nordischen Mythologie - von den Walküren die im Kampf gefallenen Krieger geführt, um an der Tafel mit Odin zu speisen. Jeder Spieler setzt eine seiner Wikinger-Figuren nach Walhalla, sowie einen Zählstein auf das erste Feld der Zählleiste. Am unteren Rand des Spielplans werden aus mehreren Geländeplättchen drei langgezogene Landzungen gebildet. Jeder Spieler erhält noch eine bestimmte Anzahl an Wikingern, die er vor sich abstellt (im Spiel wird der persönliche Vorrat an Spielfiguren "Midgard" genannt, was soviel wie "die von Menschen bewohnte Welt" - das Diesseits - bedeutet) und eine Aktionskarte vom gemischten Stapel, und schon kann's losgehen.

In die vier durch die Landzungen gebildeten Fjorde unternehmen die Spieler der Reihe nach Raubzüge. Wer an der Reihe ist, zieht das oberste Drachenboot vom Stapel. Jedes Drachenboot verfügt über 3 Plätze, von denen einer durch eine Farbmarkierung für einen bestimmten Spieler reserviert ist. Dieser Spieler entscheidet sich nun, ob er mitfahren will oder nicht. Im ersteren Fall setzt er eine seiner Figuren auf den reservierten Platz. Dann entscheidet der Spieler am Zug, wie viele der anderen 2 Plätze er besetzen möchte, und schickt anschließend das Drachenboot auf Eroberungszug, indem er den Drachen in beliebiger Ausrichtung parallel zu den Landzungen bis zum Anstoßen in einen beliebigen Fjord schiebt. Schließlich gehen alle Wikinger von Bord. Bei den äußeren Fjorden gibt es für jeden Wikinger nur ein einziges Geländefeld, an dem er aussteigen kann, in den beiden mittleren Fjorden hingegen darf der jeweilige Besitzer entscheiden, ob er an der linken oder an der rechten Seite von Bord geht.

Ein freies, unbesetztes Geländeplättchen wird einfach in Besitz genommen, indem der Spieler die Wikingerfigur auf das Feld stellt. Komplizierter verhält es sich, wenn das gewünschte Feld bereits von einem anderen Spieler besetzt ist, dann kommt es zu einem Kampf. Na ja, gekämpft wird nicht wirklich. Vielmehr entscheidet der verteidigende Spieler, ob er den Kampf verlieren will, woraufhin er die unterlegene Figur "ehrenvoll" nach Walhalla schickt. Oder ob er im Kampf siegreich bleiben will, worauf der Wikinger des Angreifers in Walhalla einzieht und gleichzeitig eine Figur des Verteidigers aus Walhalla entfernt wird. Ohne Wikinger-Figur in Walhalla lässt sich somit kein Geländefeld verteidigen, also keinen Kampf gewinnen. Durch diese Regelung wird nicht nur allzu sturem Festhalten an eroberten Felder Einhalt geboten, die Anzahl der Krieger in Walhalla entscheidet am Ende eines Durchganges auch, wie viele neue Krieger man für die nächste Eroberungsrunde erhält.

Eroberte Geländefelder haben übrigens verschiedene Auswirkungen, je nachdem um welches Gelände es sich handelt. Mal gibt's sofortige Siegpunkte (Wälder), mal bekommt man eine Aktionskarte als Beute (Kultstätte). Einige bringen erst am Ende einer Runde Siegpunkte (Weizenfelder), andere wiederum einen Bonus für die Landzungenwertung (Dörfer), welche am Ende eines Durchgangs diejenigen Spieler mit Punkten belohnt, welche auf einer Landzunge die meisten Wikinger platzieren konnten. Die einzelnen Wertungen sind geschickt miteinander verschachtelt, sodass bei den eigenen Spielzügen kluges Taktieren und genaues Abwägen aller Optionen und ihrer Konsequenzen gefordert ist.

Die Aktionskarten sind keine Ereigniskarten, sondern Karten, die später im Laufe des Spiels ausgespielt werden können und dadurch bestimmte Vorteile bringen. Die meisten sorgen dafür, dass am Ende eines Raubzuges bestimmte Geländefelder 1 Extrapunkt wert sind, wenn man sie besetzt hält. Andere werden während eines Raubzuges eingesetzt, so verdoppelt die "Jagd" die Anzahl der Siegpunkte beim Besetzen eines Waldes. Interessant sind auch die beiden Aktionskarten "Attacke" und "Schutzschild", die während eines Kampfes Verwendung finden. Erstere zwingt den verteidigenden Spieler, das umkämpfte Gelände zu verlassen, mit Letzterer kann man sein Territorium verteidigen, ohne einen Krieger aus Walhalla entfernen zu müssen. Es ist also vorteilhaft, erhaltene Aktionskarten in die eigene Planung einzubeziehen.

"Walhalla" gehört zwar eindeutig in die Kategorie der "Mehrheitenspiele", aber durch die vielen Details, wie die unterschiedlichen Geländefelder, die Drachenboote, die Kämpfe, den Wikingernachschub und die Aktionskarten entsteht ein sehr interessantes, reizvolles Spiel, bei dem kaum Zufallsmomente vorkommen und überwiegend die eigenen Entscheidungen entscheiden, wie viele Siegpunkte man nach drei Raubzügen, also nach einer guten Stunde, auf die eine oder andere Art anhäufen konnte. Mir gefällt "Walhalla" ausgesprochen gut, und auch das Spielmaterial ist von ordentlicher Qualität. So will ich als Spielekritiker gerne den bekannten Ausruf eines von Wickie's starken Männer wiedergeben: "Ich bin entzückt!"

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde